Rezension

Sehr guter Psychothriller

Eisige Schwestern - S. K. Tremayne

Eisige Schwestern
von S. K. Tremayne

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt
Sarah und Angus wollen aus der Großstadt fliehen, zu sehr leiden sie noch immer unter dem Verlust ihrer Tochter Lydia. Ihr Weg führt sie auf eine Privatinsel, die ziemlich abgeschottet ist. Trotz dessen, dass das Ehepaar noch sehr viel an dem Haus machen muss, versuchen sie ihr möglichstes, um es ihrer Tochter Kirstie so gemütlich und angenehm wie möglich zu machen. Das Mädchen leidet natürlich ebenso an dem Verlust ihrer Zwillingsschwester, wie ihre Eltern.
Es könnte alles so harmonisch laufen, doch dann fängt Kirstie an zu sagen, dass sie Lydia ist und sich die Eltern getäuscht haben. Zudem scheinen auch die Eltern Geheimnisse voreinander zu haben. Die Lage spitzt sich zu...

Meine Meinung
Der Thriller beginnt mit einer Unterhaltung zwischen den Eltern und einem Notar. Es geht darum, dass die Familie endlich aus der Großstadt möchte und somit den Nachlass von Angus´ Großmutter annimmt. Dieser gehörte zu Lebzeiten nämlich diese malerische Insel. Gerade auf diesen ersten Seiten bekommt der Leser einen kleinen Einblick in die Charaktere. Angus ist eher der Typ, der seine Meinung sagt, während seine Frau eine Stille ist. Mir persönlich war sie auf den ersten Seiten schon äußerst sympathisch, während ich mit Angus erst überhaupt nichts anfangen konnte, weil er mir ein wenig zu undurchschaubar war.
Die Perspektiven und der Erzähler wechseln immer mal wieder. In der Ich-Form berichtet uns Sarah die Geschehnisse und lässt uns an ihrem Seelenleben teilhaben, was mir ziemlich gut gefallen hat. Sarah war mir immer sehr nahe und hat mir unendlich Leid getan.
Angus kommt auch zu Wort, allerdings wechselt in diesen Kapiteln der Erzähler ins Auktoriale, was ich ebenfalls als sehr angenehm empfand, da man so noch viel mehr zu seiner Person erfahren konnte. Kirstie wird zwar nie zur Erzählerin, aber sie ist diejenige, mit der ich am aller meisten mit gelitten habe. Es muss einfach nur schrecklich sein, seine Schwester zu verlieren und dann auch noch die ganzen Dinge, die sie selbst nachdem ein ganzes Jahr vergangen ist, durchmachen musste. Ich habe sehr oft das Bedürfnis gehabt, die Kleine mal ganz fest zu drücken, auch, wenn es sich natürlich nur um einen fiktiven Charakter handelt. Der Autor hat mir die gesamten Charaktere, insbesondere die eben angesprochene Kirstie einfach so nahe gebracht, dass ich nicht anders konnte.

»"Es ist weniger mein eigener Tod, den ich als inakzeptabel finde, als vielmehr der meiner Nächsten. Denn ich liebe sie. Und stirbt jemand von ihnen, stirbt ein Teil von mir mit. Deshalb ist Liebe, wenn ihr so wollt, auch eine Form des Selbstmords."«
Zitat aus: "Eisige Schwestern"

Doch nicht nur die Charaktere und die Erzählweise konnten mich überzeugen, sondern ebenfalls das Setting sowie der allgemeinen Schreibstil des Autors. Zuerst möchte ich näher aufs Setting eingehen, welches so wunderbar bildlich rüber kam, dass ich schon meinte die Seeluft riechen zu können. Wurde es dunkel auf der Insel, bekam ich eine Gänsehaut, weil ich mich ein bisschen gefürchtet habe. Ich habe jeden einzelnen Grashalm, jede einzelne Ratte und jeden Tropfen Wasser vor Augen gehabt. Es ist fantastisch beschrieben und fantastisch erzählt!
Der Schreibstil des Autors ist bombastisch. Ja, anders kann ich es nicht ausdrücken. Er schreibt mit einem sehr hohen Tempo und wirft immer mal wieder etwas ein, was einen ans Buch fesselt. Mal hier ein kleiner Cliffhanger, mal dort eine böse Überraschung und schon kann man es vor Neugierde fast gar nicht mehr aushalten. Es geschahen Dinge, die mir eine Gänsehaut beschert haben und mit denen ich gleichzeitig nicht gerechnet hätte. Die Spannung ist echt unerträglich und das von der ersten bis zur letzten Seite. S.K. Tremayne gelingt es gekonnt den Leser auf eine falsche Fährte zu bringen. In ihm ein heidenloses Chaos anzurichten und mit ihnen zu spielen. In diesem Thriller fließt kein Blut. Das ist allerdings auch überhaupt nicht nötig, denn das, was alles passiert ist für mich weitaus schlimmer gewesen, als mich mit einem Serienkiller zu "beschäftigen". Wenn ich dachte, ich hätte es raus bekommen, was da überhaupt los ist, hat mir der Autor erneut etwas völlig anderes vor die Füße geworfen und mein Gedankenkarussell somit in die entgegengesetzte Richtung fahren lassen.
Selbst am Ende scheut sich S.K. Tremayne nicht davor einen an der Nase herumzuführen...

Fazit:
Mit Eisige Schwestern hat der Autor einen wirklich guten Psychothriller geschrieben, der diese Formulierung auch absolut verdient hat. Man ist selbst mit den Nerven am Ende und kann sich nicht ausmalen, warum Kirstie von sich sagt, sie sei Lydia. Bis dieses, und viele weitere Geheimnisse gelüftet sind, hat man viele spannende Seiten und ein wundervolles Setting vor sich.
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