Rezension

Selten so eine Berg- und Talfahrt erlebt beim Lesen....

Lucy Schröders gesammelte Wahrheiten
von Susann Rehlein

Lucy Schröder weiss, was sie möchte - ihre Ruhe. Und zwar bitte ungestört und sofort. Diese bekommt sie auch meistens - also ihre Ruhe - denn den größten Teil ihres Lebens verbringt sie alleine in ihrer Wohnung (Vater gestorben, Mutter schon seit Lucys Kindheit  verschwunden, Oma lässt sich schon lange nicht mehr blicken, sonst keine Verwandten oder Freunde) und designt im Auftrag anderer Leute Schneekugeln.
Kann man wunderbar alleine erledigen und deshalb kommt Lucy dank selbst beauftragtem Essens-Lieferservice auch gut über die Runden. Doch Lucy's Therapeut gibt ihr eine Aufgabe, bei der sie keine Wahl hat - sie muss sich unter die Leute mischen, muss die Nähe der Menschen zulassen. Und ehe sich die Schneekugeldesignerin versieht, steht sie mittendrin im Leben, im alten Kaufhaus Schönstedt, welches allerdings ihr Leben von Grund auf verändern wird.

Selten war ich beim Lesen eines Buches so hin- und hergerissen wie hier bei "Lucy Schröders gesammelte Wahrheiten". Denn Lucy macht es einem von Beginn an nicht leicht mit ihrer Geschichte. Was nicht weiter stören würde - jedenfalls mich nicht beim Lesen - allerdings war es teilweise so durchgedreht (Lucys Leben, ihre persönliche Art) und im nächsten Augenblick - jedenfalls hin und wieder -  fast (bitte das "fast" nicht vergessen)  normal, dass es mich als Leser auf eine Berg- und Talfahrt geschickt hat. Denn hatte ich mich im ersten Drittel erstmal ein wenig eingelesen, hat mir der Mittelteil der Geschichte schon besser gefallen, was allerdings zum Ende hin wieder nachgelassen hat.
Susann Rehlein lässt  durch Rückblenden in Lucy's Kindheit auch immer mehr Klarheit beim Leser ankommen, wieso sie ihr junges Leben in dieser Weise lebt - einsam, ständig werden Begegnungen mit ihren Mitmenschen durch negative Gefühle beeinflusst, ruppig und abweisend, traurig.

Was mir von Beginn an gefallen hat, war der Schreibstil, in welchem die Autorin Susann Rehlein ihre Geschichte geschrieben hat. Diesen fand ich einfach schön zu lesen, obwohl die eigentliche Handlung eben nicht durchweg gut bei mir angekommen ist.

Mir gefällt die Aufmachung des Buches unheimlich gut - etwas kleineres Format mit einem hübschen Lesebändchen. Auch findet sich zwischen manchen Seiten eine kleine Illustration eines Fisches, der natürlich etwas mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat - denn Lucy hat einen Fisch konstruiert, der als Orakel dient - ob dieses Orakel ihr helfen wird?

Erschienen ist das Buch im Dumont-Buchverlag.