Rezension

Shakespeare mal anders

Sommernachtstraum - Tanya Lieske

Sommernachtstraum
von Tanya Lieske

Sommernachtstraum handelt von William Shakespeares Theaterstück A Midsummernightsdream, welches von Schülern der 9c nachgespielt werden soll. Die Auswahl des Englischlehreres Ben scheint wie die Faust aufs Auge zu passen, denn nicht nur die Figuren versinken im Liebeschaos, auch die Schüler müssen mit ihren chaotischen Gefühlen klarkommen. Sie sind so beschäftigt mit ihren Ängsten und Problemen und ihren eigenen Gefühlen, dass sie eigentlich gar keine Lust auf Theaterspielen haben. Oder doch?

Ich hatte so meine Startschwierigkeiten, weil auf den ersten Seiten zunächst alle Figuren vorgestellt werden, ohne das auch nur eine dabei war, die mir sofort im Gedächtnis geblieben ist. Zudem wird eine recht unpersönliche Perspektive gewählt, die zwar alle Figuren beleuchtet, sich dabei aber keiner so genau widmet, wie ich mir das gewünscht hätte. Vielleicht ist das aber auch gewollt, denn die Besonderheit dieser Geschichte ist definitiv der Erzähler. Oder der Kommentator. Der ist nämlich kein Geringerer als William Shakespeare selbst. Immer wieder kommentiert er das Geschehen in Fußnoten, klärt falsche Fakten auf oder erzählt einen Annekdote aus seinem Leben. 

Dieses spannende Konzept setzt für mich aber voraus, dass die Leser schon vorher mit Shakespeare zu tun hatten. Mir hat die Geschichte Spaß gemacht, weil ich während meines Studiums viel Shakespeare gelesen habe. Ich weiß nicht, ob dieser Effekt auch bei jüngeren Lesern eintrifft, die nicht einmal A Midsummernightsdream kennen. Gerade das "Insiderwissen" macht die Geschichte so unterhaltsam. 
Abgesehen von dem literarischen Wissen vermittelt Sommernachtstraum aber auch einige Aspekte aus dem realen Leben. Die Schüler kämpfen gegen Mobbing, Essstörungen, schlechte Noten, familäre Probleme, und und und. Das Theaterspielen ist für sie eine willkommene Flucht aus der Realität und gleichzeitig etwas, an dem sie reifen und wachsen können. 

Sommernachtstraum ist ein sehr gelungenes Jugendbuch, mit einer ungewöhnlichen Idee authentischen Figuren und ganz viel Shakespeare.  Ein Buch, das vielleicht auch für die Schule geeignet ist.