Rezension

Sicherheit oder Freiheit?

Wir waren frei -

Wir waren frei
von Keah Rieger

Bewertet mit 4 Sternen

Die 16-jährige Vinnie lebt auf Lex, einem Kontinent, der während des dritten Weltkrieges geschaffen wurde und Zuflucht vor der Zerstörung der Welt sein sollte. Um die Sicherheit dort zu wahren greift der Staat stark in das Leben der Menschen ein und regelt so unter anderem auch die Heirat der Bewohner. Als Vinnie mit einem deutlich älteren Mann verheiratet werden soll, beginnt sie an dem System zu zweifeln. Und dann findet sie auch noch das Tagebuch von Paul, der zu den ersten Bewohnern von Lex gehörte und die anfänglichen Entwicklungen miterlebt und niedergeschrieben hat.

Der Schreibstil von Keah Rieger ist super angenehm und flüssig zu lesen, weshalb es einem total leichtfällt, in die Geschichte reinzukommen. Obwohl mit dem Schreiben des Buches schon vor einiger Zeit begonnen wurde, spiegelt es den aktuellen Zeitgeist ziemlich stark wider. Die Entstehung und Entwicklung von Lex sind erschreckend und doch gar nicht einmal so unrealistisch, wie man vielleicht glauben mag.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Den Tagebucheinträgen von Paul und die Gegenwart mit Vinnie. Pauls Einträge waren spannend und man konnte quasi Stück für Stück miterleben, wie die Freiheiten der Bewohner immer mehr eingeschränkt wurde. Ich habe seine Abschnitte quasi verschlungen.

Vinnie war ein Charakter, der eine ziemlich rasante Entwicklung hingelegt hat. Sie hat ziemlich schnell, ziemlich stark an dem System gezweifelt und wollte versuchen dort auszubrechen. Auch wenn sie sich im Vorherein schon immer wieder über das System Gedanken gemacht hat und dieses rebellische Aufbäumen nicht aus dem Nichts kam, so war es doch eine rasante Entwicklung, die vielleicht ein wenig mehr Zeit vertragen hätte. Ich hätte nichts dagegen gehabt ein paar mehr Seiten zu lesen.

Aber vielleicht macht genau dieses rasante das Ganze aus. Keine lange Zeit für Überlegungen, sondern ein spontanes, wenn auch nicht immer sinnvolles Handeln. Das Ende war dann noch einmal richtig packend und konnte mich definitiv überzeugen. Wer bei einer Dystopie nicht alles auf die realistische Goldwaage legt, der wird mit diesem Buch sicherlich ein paar spannende und interessante Lesestunden haben. Allen, die zu viel hinterfragen und eine realitätsnahe Entwicklung sehen möchten, die werden mit dieser Geschichte wohl wenig Freude haben. Ich für meinen Teil habe das Buch sehr gerne gelesen.