Solide Jugendbuchleistung

Nacht, komm!
von Agnes Hammer

Bewertet mit 3 Sternen

Lissy Winterhart ist kein Streber, kein liebes Mädchen. Eher eine Schulschwänzerin, Rebellin und ein Mädchen, dass schon Straftaten auf dem Buckel hat. Nun muss sie Sozialstunden ableisten und davon 120 Stück. Sie bekommt eine Stelle in einem Altenheim. Schlimm genug, dass sie jetzt alte Menschen füttern muss und Getränke nachfüllen muss, aber als eine der Pflegerinnen tot aufgefunden wird, ist Lissy natürlich gleich verdächtig.

Kein Alibi, Problem Zuhause und mit einem Jungen lassen Lissy tief fallen. Aber war sie es wirklich? Und wenn nicht, wer dann?

Hin und wieder ein Jugendkrimi/Thriller, dass ist völlig okay. 'Nacht, komm!' ist vor jedem Kapitel mit einigen Zeilen bestückt, die sich lesen wie ein Gedicht. Später tauchen sie auch in der Geschichte selbst noch einmal auf. GEschickt gemacht!

Lissy glänzt durch ein ausgereiftes psychologisches Profil. Die Schulschwänzerin hat Probleme und jedes davon wird genau erklärt. Es ergibt sich oft aus Situationen heraus, dass man versteht, warum Lissy manchmal einfach zu schlägt oder klaut. Verständnis aufbringen ist schwer. Oder denkt ihr manchmal nicht jugendliche Straftäter müssten so etwas nicht tun?

Bei Lissy schwanke ich oft während des Lesens. Zuviel ist ihr passiert oder zuviel muss sie während ihrer Geschichte erleben. Kurz findet sie Halt, den sie bald wieder verliert. Schnell fasst sie Vertrauen, zu schnell und wird bitter enttäuscht.

Den Einblick, den wir in Lissy Gedanken und Gefühle erhalten, den gibt es auch bei Daniel. Warum er sein Motorrad putzt, wen er liebt und vor allem, was auch bei ihm schief läuft, bekommen wir hautnah mit. Und trotzdem: Anteil nehme ich bei ihm nicht. Vielleicht ist es die Darstellung von der Figur selbst, die mich sofort auf Antipathie schalten lässt.

Schwarz und Weiß, bei Agnes Hammer gut unterteilt, erkennbar und glaubhaft. Die Geschichte wartet später nicht mehr mit Überraschungen auf. Es ist ein Puzzle, dass der Leser lösen kann.

Mein Problem: Ich weiß nicht, warum es 'Nacht, komm!' heißt. Habe ich etwas überlesen? Kann mir jemand von meinen Lesern helfen?

Von mir gibt es 3 von 5 Sternen. Eine solide Jugendbuchleistung.