Rezension

Spannend, aufwühlend und sehr unterhaltsam

Tanz bis ans Ende der Welt -

Tanz bis ans Ende der Welt
von Tereza Vanek

Bewertet mit 5 Sternen

1923 strandet die junge Chinesin Susan auf der Suche nach ihrem Verlobten in Berlin. Zufällig trifft sie auf Anna, die ihren kleinbürgerlichen Verhältnissen entflohen ist, um in Berlin in eine berühmte Sängerin zu werden. Gemeinsam gelingt den beiden Frauen tatsächlich der berufliche Durchbruch. Alles scheint möglich. Berlin strahlt und glitzert. Doch die dunkle Zeit rückt unaufhaltsam näher. Was wird sie für Anna, Susan und ihre Freunde bringen ? Annas Freund und Arbeitgeber ist Jude. Susan ist plötzlich Angehörige einer feindlichen Macht. 

Berlin 1968 Klarissa, Annas Nichte, studiert in München Medizin gegen den Willen ihrer Eltern. Als sie in Annas Nachlass Susans Tagebuch findet, ist ihre Neugier geweckt. Wer war diese junge Chinesin, die eng mit ihrer Tante befreundet war. Sie stellt Nachforschungen an und muss gleichzeitig ihren eigenen Platz im Leben finden.

Der Roman hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Die Autorin erzählt die Geschichte von Anna und Klarissa abwechselnd. Das hat mir sehr gut gefallen. Zum einen baut sich dadurch Spannung auf, weil im entscheidenden Moment des Geschehens, die Zeitebene wechselt und ich einige Seiten im Ungewissen war, wie es den anderen Figuren geht. Gleichzeitig werden die Parallelen und Unterschiede zwischen den drei Frauen deutlich.

Anna, Susan und Klarissa sind intelligente junge Frauen, die ihren eigenen Weg gehen, auch gegen den Willen der Eltern und des bürgerlichen Umfelds. Sie setzen sich über Konventionen hinweg. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied. Anna und Susan finden sich in einem Unrechtsstaat wieder, der das Unrecht mit aller Gewalt durchsetzt.

Alles, was das Leben für die beiden lebenswert gemacht hat, wird ihnen genommen. Sie müssen auch um ihr Leben fürchten. Die Ereignisse schildert die Autorin so anschaulich und dabei einfühlsam, dass ich gelegentlich hätte vor Wut schreien mögen und gleichzeitig ein Taschentuch gebraucht hätte.

Auch Klarissas Weg muss Hindernisse überwinden. Sie muss entscheiden, wie sie ihr Leben gestalten will und stößt dabei auch auf Ablehnung und Unverständnis.1968 ist auch eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Alles scheint plötzlich möglich.

Ich habe das Buch mit Begeisterung gelesen und mit den drei Frauen mit gefiebert und um ihr Glück und ihr Leben gebangt. Die Autorin hat es geschafft, das schillernde Berlin der 20ziger Jahre, die Schrecken der Naziherrschaft und die Aufbruchstimmung von 1968 für mich als Leser erlebbar darzustellen und dabei gut zu unterhalten.