Rezension

spannend und gefühlvoll

Zerbrochene Seele - Mirjam H. Hüberli

Zerbrochene Seele
von Mirjam H. Hüberli

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ella hat ein recht normales Leben geführt, sie liebte das Tanzen und Treffen mit ihren Freunden. Doch als sie eines Abends nach Hause kommt, verändert sich alles. Ihre Mutter hatte einen schlimmen Unfall und plötzlich steht sie allein da. Ohne Familie, ohne Ziel, ohne Hoffnung. Sie zieht zu ihren Großeltern, die sie nicht kennt, an einen Ort, an dem sie keine Freunde hat, an dem sie keinen Halt findet und muss versuchen, ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Doch ihre Vergangenheit holt sie ein, dunkle Geheimnisse tauchen auf und bringen Ella in große Gefahr.

 

Das Buch beginnt gleich mit dem schweren Schicksalsschlag für Ella. Man leidet sofort mit der jungen Protagonistin und obwohl es so eindrücklich beschrieben ist, kann man ihren Schmerz nur erahnen. Mit 17 Jahren seine Mutter zu verlieren und mit einem Mal vor dem Nichts zu stehen, muss einfach furchtbar sein. Umso bewundernswerter ist es, wie sich die junge Dame ins Leben zurück kämpft, versucht nach vorn zu schauen und irgendwie das Beste aus ihrer neuen Situation zu machen. Doch wenn man niemanden kennt und nicht mal der Rest der Familie, der einem geblieben ist, vertraut ist, wird es nicht unbedingt einfacher.

Ellas einziger Lichtblick ist Leo, der ihr ziemlich schnell den Kopf verdreht, obwohl auch ihn Geheimnisse umgeben zu scheinen. Ella ist eine sympathische Protagonistin, die sich Stück für Stück zurück kämpft, um wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Ihr Weg dahin ist steinig, aber auch interessant, da sie immer mehr Sachen entdeckt, von denen sie bisher nicht wusste. Sie erlebt die Vergangenheit ihrer Mutter auf eine ganz neue Weise, entdeckt Dinge, von denen sie nicht mal geahnt hat und taucht damit so tief in die Geschichte ein, dass sie sich selbst in Gefahr bringt.

Durch diese Entwicklungen nimmt die Handlung immer mehr an Spannung und Tempo auf. Man bemerkt den Wandel in Ella auch in den Worten im Buch. Es beginnt eher ruhig, verzweifelt, die Stimmung ist verständlicherweise gedrückt, düster und man möchte Ella nur in den Arm nehmen und nicht antreiben, doch als ihre Lebensgeister nach und nach wieder erwachen, wird es munterer, schneller, mutiger, sie sieht die Welt wieder mit anderen Augen.

 

Besonders schön finde ich die ganzen emotionalen Momente, in denen man hautnah miterlebt, was die Protagonistin beschäftigt und aufwühlt. So bekommt man einen intensiven Einblick in ihre Welt, in ihre Gedanken, in die Dinge, die sie beschäftigen und bewegen. Dadurch kann man auch ihre Handlungen und Reaktionen gut nachvollziehen, auch wenn man vielleicht nicht alle gut heißen möchte.

Neben den gefühlvollen Passagen gibt es auch schaurige Momente und gruselige Schauplätze. Sehr faszinierend fand ich die Szenen auf dem düsteren, staubigen Dachboden – einem Ort der schon von sich aus irgendwie nach Geheimnis und Vergangenheit schreit.

 

Das es gefährlich wird, war voraussehbar, Ellas Handlungen waren zu überstürzt und nicht so durchdacht, wie man es sich vielleicht gewünscht hätte. Wenn man bedenkt, was sie durchlebt und erfährt, kann man jedoch verstehen, dass sie ein wenig Kopflos ist.

 

Überraschungen, Wendungen und Enthüllungen bringen immer wieder neue Spannung und Abwechslung in die Geschichte. Manchmal gibt es Andeutungen, dann wird man wieder in die Irre geführt, man weiß nie so recht, was genau einen als nächstes erwarten wird.

 

Eine schöne, gefühlvolle, aufwühlende und gleichzeitig spannende, temporeiche Geschichte, die mit einem tollen Schreibstil und viel Abwechslung punkten kann.

 

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!