Rezension

spannende Geschichte, aber zu viele Figuren

Dragonfly - Antoinette Lühmann

Dragonfly
von Antoinette Lühmann

Bewertet mit 4 Sternen

Alle 14-Jährigen erfahren jährlich in einer Zeremonie, welchen Beruf sie zukünftig ausüben werden. Charlotte hat Angst vor diesem Tag, denn sie weiß weder, was sie gern tun würde, noch findet sie, dass sie irgendeine Begabung hat. Doch das Ergebnis der Zeremonie stellt ihr ganzes Leben auf den Kopf: Sie soll magische Fähigkeiten besitzen. Und plötzlich wird sie von verschiedenen Parteien gejagt...

Der Einstieg ins Buch war mit einigen Tücken verbunden. Die Fantasywelt beherbergt viele fremdartige Wesen mit noch fremdartigeren Namen, sodass ich mich erst mal zurechtfinden musste. Ein Glossar wäre hilfreich gewesen, aber mit der Zeit findet man sich auch so problemlos zurecht. Anschauliche Beschreibungen helfen dabei.
Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt. Dabei wechselt aber – dem personalen Stil ähnlich – der Blick zwischen den agierenden Personen, sodass man immer mal näher an einer bestimmten Figur ist und dieser dann auch in den Kopf schauen kann.
Es gibt sehr viele agierende Charaktere, sodass die Perspektive zwischen den einzelnen Figuren und Handlungsorten oft wechselt und viele Handlungsstränge parallel ablaufen.
Zwar erzeugen die schnellen Wechsel Spannung, da erst mal viele Fragen offen bleiben und nicht immer deutlich wird, was die Figuren vorhaben, einige Passagen und Figuren kommen dabei aber leider zu kurz. Es ist zwar interessant, wenn man über die Handlungsmotive einer Figur rätseln kann und von dieser im späteren Verlauf überrascht wird, aber etwas schade, wenn man nach zwei Dritteln immer noch nicht wirklich weiß, was man mit einem bestimmten Charakter anfangen soll, weil man sich aufgrund der sehr kurzen Sequenzen einfach keine Meinung bilden kann.
Während ich mich relativ leicht in Charlotte hineinversetzen konnte und die Zweifel des Teenangers gut nachvollziehen konnte, wurde ich mit Fynn nicht so recht warm, weil er so wenig von sich preisgibt.
Die Handlung ist von Beginn an interessant. Die Zeremonie, die die Zukunft der Jugendlichen festlegt, ist für uns natürlich nur schwer vorstellbar. Wer weiß schon mit 14 sicher, was er mal werden will? Und so geht es auch Charlotte, die zwar hier und da Interessen hat, aber sich weder festlegen kann noch will. Das Schicksal, welches ihr offenbart wird, kann der Teenager nicht glauben. Bis zuletzt hofft sie auf eine Verwechslung, die schnell aufgeklärt wird. Doch dann wird sie entführt, verschleppt, gerettet, verschleppt... Der Teenager gerät von einer Gefahr in die nächste und erfährt dabei Dinge, die ihr ganzes Leben in neuem Licht erscheinen lassen. Dieser Handlungsstrang macht den größten Anteil aus und war für mich auf jeden Fall auch am spannendsten. Es macht Spaß, Charlotte auf ihrer Suche nach Antworten zu begleiten, allerdings muss das Mädchen in der kurzen Zeit sehr viel über sich ergehen lasen und sehr schnell über sich hinauswachsen.
Am Ende überschlagen sich dann die Ereignisse und die einzelnen Handlungsstränge laufen zusammen. Leider kommen auch hierbei einige Auflösungen zu kurz. So wird ein Handlungsstrang, der sich eigentlich durch die ganze Geschichte zog und für viele Rätsel sorgte, etwas emotionslos aufgelöst.
Die meisten Fragen sind am Ende der Geschichte geklärt, sodass das Buch gut als Einzelband stehen bleiben kann. Allerdings bietet die Welt das Potential für weitere Geschichten.

Fazit
Unerwartete Aufdeckungen, überraschende Wendungen. Charlotte gerät in das Abenteuer ihres Lebens und muss viele Gefahren überstehen. Kaum ist sie einer Situation entkommen, wartet schon das nächste Unheil auf sie. Die Reise mit dem Teenager hat Spaß gemacht. Leider gibt es darüber hinaus viele andere Figuren, die etwas blass bleiben. Manche Handlungsstränge kommen einfach zu kurz.