Rezension

spannender Debüt-Krimi

Teufelsloch
von Christoph Heiden

Bewertet mit 4 Sternen

"Henry war dieser Tunnelblick vertraut. Er führte direkt in das Land der Demütigungen. Ein dunkler Bezirk, dessen Straßen aus verschmähter Liebe und dessen Häuser aus ungestillter Lust erbaut wurden. Das Land der Verlierer, der ewigen Zweiten."

Christoph Heidens Debütkrimi spielt in Thüringen, genauer gesagt in Jena und den umliegenden Gemeinden. Henry Kilmer und seine Partnerin Linda Liedke ermitteln in einem Fall von brutaler Gewalt. Ein junger Mann wurde spät nachts krankenhausreif geprügelt, jetzt geht es auf Tätersuche. Der Freund des mutmaßlichen Schlägers ist schnell gefunden, nur der Täter ist nicht auffindbar. Die Polizei geht davon aus, dass er sich aus dem Staub gemacht hat, doch dann wird er ermordet aufgefunden. Die Ermittler tappen noch völlig im dunklen, befragen potentielle Zeugen. Eine Mordkommission wird gegründet, Unterstützung bekommen Liedke und Kilmer von Kollegen aus Erfurt. 

"Teufelsloch" ist ein Krimi, der nicht durchschaubar ist. Man kann hier als Leser so schön Vermutungen anstellen über Motiv und Täter, doch bis gegen Ende hatte ich nicht wirklich einen Plan, wo die Zusammenhänge sind. In Kapiteln in Kursivschrift erfährt man von einem tragischen Unfall der schon länger zurück liegt, bei dem Menschen gestorben sind. Doch wer ist wer? Erst am Ende klärt sich auf, wie die Fäden zusammen laufen und wo das Motiv des Täters begründet ist.

Gut gefallen hat mir das ungleiche Ermittlerduo. Henry Kilmer ist erst vor kurzem aus Berlin nach Jena gezogen und noch jung und unerfahren. Seine Kollegin Linda Liedke ist in Jena aufgewachsen und kennt die Stadt und viele Leute. Sie ist der ruhende Pol und nimmt ganz mütterlich ihren jungen Kollegen unter ihre Fittiche. Das Privatleben der Ermittler spielt nur eine untergeordnete Rolle, auch aus der Vergangenheit der beiden erfährt man nicht wirklich viel. Hier hätte ich mir mehr Details gewünscht, die die Figuren abrunden, ihnen einen Hintergrund geben.

Kilmer wirkt unsicher, hat noch mit einem Vorfall aus seiner Kindheit zu kämpfen, den er nicht vergessen kann. Nur andeutungsweise erfährt man durch seine Erinnerungen, worum es geht. Er ist auf jeden Fall ein Typ mit viel Entwicklungspotential, der, wenn er erst mal charakterlich gefestigt ist, einen sehr guten Ermittler abgibt. Er verbeißt sich in den Fall, kombiniert und kennt kein Privatleben, keinen Feierabend. Ihm fallen Zusammenhänge auf, die es möglich machen, dem Täter auf die Spur zu kommen.

Der Krimi ist fesselnd und bietet auf weiten Teilen Spannung. Besonders gut hat mir der teils poetisch angehauchte Schreibstil gefallen, der den Krimi zu etwas Besonderem macht. Die Sätze wie obiges Zitat zergehen förmlich auf der Zunge.

Fazit: Spannender Debüt-Krimi der genug Raum für eine Fortsetzung lässt.