Rezension

Spannender historischer Roman

Vergeltung im Münzhaus - Petra Schier

Vergeltung im Münzhaus
von Petra Schier

Bewertet mit 5 Sternen

„...Männer neigen dazu, einer Frau das Leben nicht gerade leichtzumachen.Ich vermute aber, dass sie es umgekehrt ebenso sehen. Sie geben es bloß nicht gerne zu...“

 

Wir schreiben das Jahr 1408. Im Hause der Apothekerin Adelina Burke hat sich ihre Stieftochter Griet ein Laboratorium eingerichtet. Ihre Leidenschaft gilt genau wie die ihres Vater, des Medikus Neklas, der Alchemie. Griet hat eine hartes Schicksal hinter sich. Sie wurde als Kind in einem Bordell missbraucht, bevor Neklas sie fand und zu sich holte. Trotzdem hat sie sich zu einer klugen und wissbegierigen jungen Frau entwickelt. Nur Männer hält sie auf Distanz. Körperliche Berührungen sind ihr unangenehm. Sie ist alles andere als begeistert, als in der Nähe ihres Wohnhauses Cristan Reese ein Haus kauft.

Auf dem Markt treffen Griet und Adelina die junge Hebamme Clara. Diese bleibt stocksteif stehen, als sie hinter sich eine Stimme hört. Es ist ihr Vater Urs und dessen Knecht Wendel. Beide sind aus Aachen nach Köln gezogen. Vor Jahren hatte der Vater seine Frau und Clara an ein Hurenhaus verkauft, damit sie für seine Schulden aufkommen. Clara konnte fliehen und lebt seitdem in Köln.

Wenige Tage später ist Urs tot. Clara wird als mögliche Täterin verhaftet.

Die Autorin hat erneut einen fesselnden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Selbst wer die Vorgängerbände nicht kennt, dürfte kein Problem haben, die Geschichte zu verstehen. Notwendiges Wissen aus der Vergangenheit wird gekonnt in die Geschichte integriert.

Der Schriftstil ist angenehm lesbar. Die Protagonisten sind gut charakterisiert. Schnell wird klar, dass im Hause Burke eine offene Atmosphäre herrscht, die von gegenseitiger Achtung geprägt ist. In den gut aufbereiteten Gesprächen kommt auch der Humor nicht zu kurz. Doch auch ernste Themen werden berührt. Besonders die Gespräche zwischen Adelina und Griet gehen in die Tiefe. Obiges Zitat stammt aus einem dieser Dialoge von Adelina . Viel Wert legt die Autorin auf die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten. Im Mittelpunkt steht dabei insbesondere Adelina, die ein feines Gespür für den Seelenzustand ihrer Lieben hat und meist die richtige Methode findet, um Wogen zu glätten, den anderen aufzubauen oder hilfreiche Ratschläge zu geben. Neklas, ihr Mann, reagiert vor allem dann heftig, wenn es um seine Tochter Griet gibt. Aber es ist keine Besonderheit der Vergangenheit, dass Männer mögliche Schwiegersöhne misstrauisch beäugen. Die Ermittlung im Falle von Urs werden ausreichend dargestellt. Allerdings hat er nicht nur in einer Hinsicht Dreck am Stecken. In diesem Zusammenhang gewährt die Autorin einen tiefen Einblick in das Gerichtswesen der damaligen Zeit. Das zeugt von exakter und umfangreicher Recherche. Gleiches gilt für die Marktszenen und das Leben im bürgerlichen Haushalt.

Ein Personenregister und ein Glossar ergänzen das Buch.

Das Cover passt zu einem historischen Roman.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es verbindet geschickt einen historischen Kriminalfall mit der Beschreibung der Lebensweise der damaligen Zeit.