Rezension

Spannender Thriller

AchtNacht - Sebastian Fitzek

AchtNacht
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 5 Sternen

Gestaltung 

Wie die vorherigen Romane von Sebastian Fitzek wird auch AchtNacht wieder von Simon Jäger gelesen. Es macht wirklich Spaß, wenn bekannte Autoren und bekannte Sprecher bei einem Hörbuch aufeinander treffen, weil beides wirklich gut zusammen passt.

Simon Jäger liest schlicht. Dennoch gibt es feine Elemente, die seine Interpretation besonders machen. So liest er schneller, wenn die Geschichte an Geschwindigkeit gewinnt, ohne dabei etwas von dem Inhalt zu verschlucken oder wird leiser, wenn unsere Protagonisten nachdenklich werden. Und dann verleiht Simon Jäger jedem Charakter auch eine eigene Note. Besonders gut gefallen, hat mir die näselnde Interpretation eines gewaltbereiten Antagonisten.

 

Inhalt 

Wie bereits im Klappentext erwähnt, wird in AchtNacht von einem gefährlichen Spiel berichtet. Ben und Arezu sind beide für eine Nacht vogelfrei und werden von jeder Menge Menschen gejagt. Wer einen von beiden umbringt, kommt nicht nur straffrei davon, sondern gewinnt obendrein noch 10 Millionen Euro. Doch ist dieses Spiel wirklich real? Oder führt ein Hacker die Berliner Bevölkerung erfolgreich aufs Glatteis?

Um ja kein Risiko einzugehen, werden eine Hand voll Gerüchte gestreut. Geschichten, die Ben zum Verhängnis werden können...

 

Ich glaube, mein Vorteil war hier eindeutig, dass ich die Filmvorlage nicht kannte. Ich war also nicht damit beschäftigt, AchtNacht mit The Purge zu vergleichen, sondern hatte nur andere Romane des Autors im Hinterkopf. Während des Lesens fragte ich mich immer wieder, warum dieses Buch von vielen Buchbloggern so kritisiert wurde.

 

Die Grundidee finde ich wirklich spannend. Wie viel Informationen braucht ein Mensch, um einen anderen ermorden zu wollen? Wie schnell verbreiten sich Falschmeldungen? Und ist nicht hinter jeder Falschmeldung auch ein kleines Fünkchen Wahrheit? Die Idee, ein verrücktes Experiment zu starten, hat mich ein bisschen an Die Welle und den Film Das Experiment erinnert. Beide Geschichten beruhen auf einer wahren Begebenheit und zeigen, wie Experimente ganz schnell außer Kontrolle geraten können, obwohl es in keinen von beiden Fällen beabsichtigt war.

 

AchtNacht spielt im Grunde nur in einer Nacht. Und in diesen Stunden passiert sehr viel. Anstatt sich zu Hause zu verstecken und einfach zu warten, bis die AchtNacht vorüber ist, treffen Arezu und Ben aufeinander und müssen sich gemeinsam durchschlagen. Und das ist alles andere als einfach, denn die Meute scheint ihnen immer einen Schritt voraus.

 

Beide Protagonisten sind von Schicksalsschlägen geplagt. Ben ist geschieden und ein erfolgloser Musiker. Seine Band hat ihn verlassen. Und das alles nur weil er sie vor eine Wahl stellte: Der Manager oder er.

Und als wäre das nicht schlimm genug, liegt seine Tochter im Koma. Angeblich wegen eines missglückten Suizidversuches. Doch Ben kann den Ermittlungen nicht so Recht Glauben schenken. Verdrängt er die Wahrheit oder ist er wirklich einem Irrtum auf der Spur?

 

Und dann ist da noch Arezu. Eine Psychologie Studentin, die nicht gerade stabil wirkt. Sie ist dünn und hat vernarbte Arme, an denen sie nervös kratzt. Doch einen Nachteil hat das selbstverletzende Verhalten: Arezu kann kein Blut sehen. Und ganz bestimmt nicht ihr eigenes. AchtNacht hat mehr mit ihr zu tun, als man zu Beginn der Geschichte vielleicht vermuten mag.

 

In AchtNacht erfahren wir scheinbar wenig über unsere Charaktere. Wesentliche Informationen bekommen wir meist durch Streitgespräche. Doch diesmal fand ich das nicht weiter schlimm, da in AchtNacht sehr viel passiert und unsere Charaktere in ständig neue Situationen manövriert werden. Und die Kernelemente von Ben und Arezu waren dennoch gut herausgearbeitet.

 

Spannung

Die Spannungskurve liegt bei AchtNacht ziemlich hoch und sinkt wenn überhaupt erst gegen Ende etwas ab. Ich ließ mich von der Geschichte treiben und dachte nicht groß darüber nach, ob manche Situationen nicht etwas konstruiert wirkten. Ich fand das vieles gut zusammenpasste. Besonders spannend fand ich, wie unsere Charaktere es schafften aus scheinbar ausweglosen Situationen zu entkommen.

Gut gelungen finde ich auch das Ende der Geschichte. Das Blöde ist, wenn ich jetzt mit meinem Sebastian Fitzek Buchvergleich komme, würde ich euch spoilern und deswegen lasse ich es einfach bleiben.

 

Schreibstil

Das Tolle ist: Egal ob mir die Handlung von einem Fitzek-Buch gefällt oder nicht: Der Schreibstil kann mich immer überzeugen. Glücklicherweise kam hier wieder beides zusammen, also toller Inhalt und schöner Schreibstil.

Diese Ruhelosigkeit in AchtNacht wurde sehr gut beschrieben. Zudem war ich froh, dass Sebastian Fitzek an vielen Stellen auf die Fantasie des Lesers vertraute und ausführliche sprachliche Bilder bleiben ließ. Hätte Stephen King AchtNacht geschrieben, wäre das Buch auf den ersten Seiten wahrscheinlich schon in Blut gebadet worden.

Wie immer waren auch in AchtNacht tolle Dialoge zu finden. Zudem wurden ein paar gute Zitate beschert.

 

Gesamteindruck

Ich bin von AchtNacht positiv überrascht. Während ich bei Horrorfilmen das Klischee im Kopf habe, dass außer Gemetzel nicht viel passiert, hat uns Sebastian Fitzek mit AchtNacht einen Roman mit einer spannenden Handlung präsentiert.

Ich war etwas überrascht, weil ich viele negative Stimmen zu AchtNacht gehört habe. Insgeheim wartete ich hier und da auf die Wendung, an der auch ich in die Kritik mit einstimmen konnte. Aber sie blieb aus und somit habe ich das Hörbuch zufrieden beendet.