Rezension

Spannender Thriller um eine besondere Liebe

Prinzentod - Beatrix Gurian

Prinzentod
von Beatrix Gurian

Nachdem ich vom zuvor gelesenen Arena Thriller “Sommernachtsschrei” wenig angetan war, habe ich “Prinzentod” mit verhaltenen Erwartungen zur Hand genommen. Allerdings ist es ihm schnell gelungen, mich zu beeindrucken. Denn hier nimmt das Unheil durch eine Liebe ihren Anfang, die ich in einem Jugendthriller so gar nicht erwartet hätte. Ob sie nun “verboten” ist wie der Klappentext sagt, das sei dahingestellt. Passieren kann so etwas immer und seit wann kann man Gefühle bitte verhindern bzw verbieten? Aber für ein Jugendbuch ist sie recht ungewöhnlich, das stimmt. Ich fand die Idee gerade deshalb wirklich gut.
Doch dann ereignet sich ein Unfall und Lissies geliebter Kai kommt dabei um’s Leben. Und als sich herausstellt, dass es gar kein Unfall war, droht Lissies Geheimnis ans Licht zu kommen. Das alleine wäre bereits eine Katastrophe. Noch schlimmer daran ist aber, dass sie gerade bei Kais Familie wohnt! Die darf davon auf keinen Fall erfahren. Mir tat Lissie ganz schön leid, denn irgendwie ist von vorneherein klar, dass irgendwann alles rauskommen würde bzw dass sie irgendwann würde Farbe bekennen müssen. Genau wie sie war ich hin- und hergerissen, ob ich mit ihr fühlen durfte, oder ob ich es wichtiger finden sollte, dass die Familie davon erfährt. Allerdings ist auch in der Familie längst nicht jeder ein Fan von Kai, und einige Personen benehmen sich nach seinem Tod plötzlich höchst sonderbar und verdächtig. So weiß Lissie schnell nicht mehr, wo ihr der Kopf steht.
Ich muss allerdings zugeben, so sehr ich mich in Lissie hineinversetzen konnte, hin und wieder war es mir doch zuviel mit dem Geheule. Immerhin weiß sie, was sie getan hat und dass es nicht richtig war. Und sie ist alt genug um einzusehen, dass ständiger Katzenjammer es weder rückgängig, noch besser macht.
Zum Glück wurden diese Szenen weniger als ihre Aufmerksamkeit von “ich muss das unbedingt geheim halten, egal wie” hin zu “hier stimmt doch etwas nicht und ich muss rauskriegen, was es ist” wechselte. Und ihre Nachforschungen fand ich dann wirklich sehr spannend. Man hat gleich mehrere Verdächtige über die man nach und nach ein paar Dinge erfährt, die einen knobeln lassen, wer Kai zu seinem “Unfall” verholfen haben könnte. Dabei gibt es Szenen, die tatsächlich ganz schön schauerlich sind, und das mag ich bei Thrillern einfach gerne.
Die Auflösung war dann zwar keine allzu große Überraschung -auf die Person kann man schon kommen-, aber erstens haben mich die Hintergründe der Tat überrascht und zweitens hat es das Finale ordentlich in sich mit einer richtigen Hetzjagd auf Lissie. Und in’s Zweifeln über meinen bisher gehegten Verdacht hat es mich auch noch mal kurz gebracht. Auch das gefällt mir immer gut. Wenn man sich so sicher ist und plötzlich sieht es gar nicht mehr danach aus.

Genau wie “Sommernachtsschrei” ist “Prinzentod” in der Ich-Perspektive und in Gegenwartsform geschrieben. Das sind zwei Elemente, die sich für mich unheimlich leicht lesen lassen und sofort Tempo in eine Geschichte bringen. Trotzdem habe ich mir für das Buch zwei Abende Zeit genommen, statt es wie viele andere Arena Thriller an einem Abend auszulesen. Ich finde, es verdient das, weil Lissies und Kais Liebe eine gewisse Ernsthaftigkeit an sich hat, die keine einfache Teenie-Romanze hat.

Das Covermotiv passt gut zum Titel. Auch wenn ich nicht auf Anhieb erkannt habe, was es darstellen soll. Auf den zweiten Blick habe ich dann einen Ausschnitt aus so einem Prinzenmantel darin erkannt. Und das kräftige Rot fällt außerdem sofort auf.

Fazit:   Ein sehr spannender Arena Thriller um die tödlichen Folgen einer Liebe, die man im Jugendbuch-Genre höchst selten antrifft. Das hat “Prinzentod” für mich zu einer besonderen Geschichte gemacht, die aus der Reihe heraussticht. Man kann hier gut mitknobeln und das Finale hat es dann nochmal so richtig in sich.