Rezension

Spannender und anspruchsvoller Krimi mit toller Atmosphäre

In manchen Nächten - Monica Kristensen

In manchen Nächten
von Monica Kristensen

Bewertet mit 4 Sternen

»Knut nickte, aber er hatte das Gefühl, dass irgendetwas an der Geschichte nicht stimmte. Er wusste nicht was, vielleicht lag es nur an der Stimmung oder der Körpersprache der drei Russen.«

In Barentsburg, der russischen Enklave auf Spitzbergen, verstarb ein Arbeiter nach einem Sturz in einen Betonmischer. Der norwegische Kommissar Knut Fjeld fliegt vom Festland ein, um den Sachverhalt, der vor Ort als einfacher Arbeitsunfall dargestellt wird, zu untersuchen. Sofort springen Knut diverse Ungereimtheiten ins Auge, ein böser Verdacht wird schnell zur Gewissheit: Dieser Arbeiter verstarb nicht aufgrund eines bedauerlichen Unfalls, sondern er wurde ermordet. Doch weshalb verhalten sich die Russen so merkwürdig? Sie scheinen nicht sehr kooperativ zu sein, wollen sie etwas vertuschen? Oder täuscht der Eindruck und der schlechte Eindruck resultiert aus kulturellen Unterschieden?

 

Dieser Krimi hatte mich aufgrund des Schauplatzes gereizt. In dieser Beziehung wurde ich auch nicht enttäuscht, die Autorin ist selber Polarforscherin und schaffte es mühelos, ihre Kenntnisse dieser doch sehr speziellen Umgebung in Worte zu fassen. Es gibt sehr viele Infos zu Landschaft und Klima, zu Geschichte und Politik und dazu noch reichlich Details zur russischen Kultur. Dem Krimi zu folgen ist dabei nicht immer ganz einfach. Vor allem zu Beginn fiel mir das schwer, ich musste mich erst einmal einlesen und an für mich ungewöhnliche Namen gewöhnen. Doch dann kam der Moment, als mich auch der Krimi packte und ich die tolle, sehr dichte Atmosphäre genießen konnte.

 

Auch mit Knut wurde ich nicht von Anfang an warm. Er ist kein Charakter, den ich sofort ins Herz schließen kann, dafür trinkt er schlicht zu viel. Aber nach und nach wurde das besser, denn er wirkt ehrlich. Bei seinen Ermittlungen gerät er in Lebensgefahr und muss so einiges mitmachen. Es bleibt nicht bei dem einen Todesfall und in einer Nebenhandlung geht es außerdem um illegalen Fischfang. Diese Nebenhandlung unterbricht natürlich auch wieder die Mordermittlungen, beim Lesen musste ich mich einige Male ordentlich konzentrieren. Umso mehr konnte ich nachempfinden, wie in der Handlung alles auf Knut einstürzen muss. Der fühlt sich als einzelner Ermittler vor Ort einsam und zeitweise total überfordert. Die Witterung lässt es nicht zu, dass er abreist, er bekommt nur schwer Kontakt zu seiner Dienststelle und er weiß nicht, wem er vertrauen kann. All das führt zu einem geradezu klaustrophobischen Empfinden, das ich beim Lesen mitfühlte.

 

Die Morde sind recht blutig, irgendwo passt das zu der rauen Umgebung. Die Spannung wird erneut durch die Atmosphäre begünstigt
»Angst zog in die Siedlung ein, als würde die Polarnacht rund um die Stadt tiefer und dunkler.«
und durch die Unsicherheit aufgrund der kulturellen Unterschiede
»Ich an Ihrer Stelle wäre sehr vorsichtig. Sie sind unter fremden Menschen mit einer anderen Kultur. Es gibt vieles, das Sie nicht verstehen.«
Die Auflösung empfand ich als stimmig, sie verbindet mehrere Handlungsstränge und ließ mich das Buch am Ende zufrieden zuklappen.

 

Fazit: Spannender und anspruchsvoller Krimi mit toller Atmosphäre.