Rezension

Spannung und Emotionen bleiben auf der Strecke

Tausend Nächte aus Sand und Feuer
von Emily Kate Johnston

Bewertet mit 2.5 Sternen

Der König Lo-Melkhiin hat bereits hunderte Frauen getötet. Nun zieht er in ein neues Dorf, um sich eine weitere Braut zu nehmen. Dort versucht ein junges Mädchen, ihre Schwester zu retten, indem sie deren schönstes Kleid anzieht. Ihr Plan geht auf, der König nimmt sie mit sich. Nun beginnt ihr Überlebenskampf. Nacht für Nacht erzählt sie Lo-Melkhiin von ihrer Heimat. Jede überlebte Nacht ist ein Gewinn. Doch wie lange ist das Glück auf ihrer Seite?

Mit „Zorn & Morgenröte“ erschien vor kurzem bereits eine Tausendundeine Nacht-Geschichte, die mich komplett in ihren Bann ziehen konnte.
Leider hatte ich bei Tausend Nächte aus Sand und Feuer große Probleme in die Geschichte hineinzufinden bzw. mich mit dem Schreibstil anzufreunden.
Die junge neue Braut Lo-Melkhiins ist die Ich-Erzählerin. Sie schildert die aktuellen Handlung und erinnert sich an ihre Kindheit in der Wüste.
Darüber hinaus gibt es einige wenige Ich-Passagen einer weiteren Figur.

Der Grundstoff ist bekannt. Der Herrscher nimmt immer wieder neue Frauen, die immer wieder sterben. Das Warum? klärt sich in dieser Geschichte relativ schnell. Allerdings beginnen hier schon meine Schwierigkeiten mit dem Buch: Zwar habe ich mit übernatürlichen Elementen gerechnet, diese sind mir hier aber zu präsent. Auch der Weg der jungen Erzählerin, am Leben zu bleiben, führt nicht nur über ihre Geschichten, sondern hat einen magischen Ursprung, dessen Erklärung mich aber letztlich nicht überzeugt.
So war mir dann auch das Ende einfach zu konstruiert und übertrieben.

Zudem habe ich die Handlung streckenweise als sehr langatmig wahrgenommen. Die Geschichte kommt nicht so recht in Fahrt. Tag um Tag vergeht, während die junge Protagonistin vor sich hin lebt. Zwar ist es ganz interessant zu beobachten, wie sie sich langsam ins Palastleben einfügt und Kontakte knüpft, Spannung kommt dabei aber nicht auf. Selbst ihre Begegnungen mit Lo-Melkhiin sind selten richtig ereignisreich. So halten sich auch die Emotionen arg in Grenzen. Einzig die enge Beziehung der Hauptfigur zu ihrer Familie sorgt für wenige gefühlvolle Situationen.

Auch der Schreibstil war für mich schwierig. Zwar kommt die Geschichte mit einer altertümlich-märchenhaften Sprache daher, die eine gewisse Atmosphäre erzeugt, insgesamt war es mir aber zu sperrig und stelzig. Besonders anstrengend ist, dass so wenig Figuren Namen haben, sodass es umständlichen Beschreibungen kommt, die in ihrer ständigen Wiederholung meinen Lesefluss immer wieder bremsten:
„....erzählten uns meine Mutter und die Mutter meiner Schwester die Geschichte des Vaters des Vaters unseres Vaters.“ (S. 132)
Die Beschreibungen der Personen und der Wüste waren hingegen so schön bildhaft, dass es mir leicht fiel, mir das Setting vorzustellen.

Nicht mein Buch... Umständlicher Erzählstil, nicht zuletzt aufgrund der fehlenden Namen, dadurch bleibt alles sehr unpersönlich. Es gelang mir nicht, mit der Protagonistin mitzufühlen. Bis zum bizarren Finale plätschert die Geschichte recht seicht dahin. Spannung bleibt ebenso aus wie große Emotionen.