Rezension

Sprachgewaltiger Ausflug in die Welt der Kunst

Spitzweg -

Spitzweg
von Eckhart Nickel

Bewertet mit 2.5 Sternen

Über den Autor:
Eckhart Nickel wollte in seiner Jugend unbedingt Maler werden, hat dann begeistert Kunstgeschichte studiert und legt nun mit „Spitzweg“ den literarischen Beweis dafür vor, dass beides nicht umsonst war. Ein spannender Roman darüber, wie fatal die Leidenschaft des Menschen für die Kunst enden kann, der noch dazu auf einer wahren Geschichte fußt: wie der Brief eines alten Schulfreundes aus der Haftanstalt das Leben des Helden verändert. Sein hochgelobter neuer Roman »Spitzweg« (2022) schaffte es direkt auf Platz 1 der SWR Bestenliste Juli/August 2022 sowie auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022.

Nach einem wahren Fall: Im Jahr 2006 wurde Spitzwegs kleinformatiges Gemälde „Friedenszeit“ bei der „Langen Nacht der Museen“ in Mannheim gestohlen und tauchte erst neun Monate später wieder auf. Dieser spektakuläre Kunstraub inspirierte Eckhart Nickel zu seinem Roman.

Kurzbeschreibung:

»Ich habe mir nie viel aus Kunst gemacht.« Als zufriedener Kunstbanause offenbart sich der Erzähler zu Beginn und berichtet davon, wie Carl, bewunderter Freund, ihn mit seiner Spitzweg-Begeisterung vom Gegenteil überzeugt. In der Mitte des Geschehens: eine Dreiecksbeziehung, ein hochbegabtes Mädchen und der verräterische Diebstahl eines Gemäldes. Durch raffinierte Rachepläne wird die Schülerfreundschaft auf ihre schwerste Probe gestellt.

Eine raffinierte Kritik an der Bildvergötterung der sozial verwahrlosten Digitalgesellschaft und ihrer allmächtigen Instagrammatik.

Meine Meinung:

Im Vordergrund dieses Romans steht keine Handlung, an Handlung und Aktivität ist die Geschichte arm. Es geht dem Autor ums Erzählen. Um die Sprache. Die ist am allerwichtigsten in diesem Roman. Langsam, detailliert, gelassen, ohne Hektik erzählt der Autor über die Suche nach dem Sinn des Daseins, nach der Sinnlichkeit und über die Kunst und das Kunstempfinden. Als hintergründige Geschichte dient das Leben von Carl, dem Ich-Erzähler und einem Mädchen namens Kirsten. Die Jugendlichen machen ihr Abitur und sind alle zusammen im Leistungskurs Kunst. Gleich zum Anfang des Romans kommt es zu einem Zwischenfall, in dem das begabteste Mädchen Kirsten während des Unterrichts, an dem man als Aufgabe hatte, ein Selbstporträt zu zeichnen, von der Lehrerin beleidigt wird. Hier beginnt die Freundschaft der Jungs und die erste Liebe.

 

Doch dieser Roman ist kein typischer Coming of Age Roman. Hier geht es um Gedanken, Beobachtungen, Beschreibungen, Details und Kunst. Kunstgeschichte, Philosophie und literarisches Können vermischen sich in diesem Roman. Dieses Buch ist äußerst sprachgewaltig und wird noch mal durch Anspielungen, Humor und Zitaten deutlich kunstvoll.

Auf mich wirkte die Sprache allerdings in Bezug auf die Handlung gekünstelt und bemüht. Denn die Handlung spielt trotz des Versuchs, die unbedeutend zu machen, eine Rolle. Es geht dabei um Jugendliche. Und kein Abiturient redet in dieser Manier. Es sei denn, die Jugendlichen sind hochbegabt. Doch dies ist vermutlich nicht der Fall, da es beispielsweise nur 2 % der Bevölkerung in Deutschland hochbegabt sind. Dabei muss man noch solche in Kauf nehmen, die sich bis zu dem erwähnten Alter an die Maße angepasst haben, um nicht aufzufallen. Also, die Figuren wirkten auf mich äußerst unglaubwürdig. Carl redet, wie ein Professor der Kunstgeschichte, und das ist maßlos übertrieben. Auch wenn ich den Erzählstil bewunderte, gestaltete sich das Lesen äußerst mühsam, und stellenweise einfach langweilig, weil es so gemütlich, langsam vor sich plätscherte.

Dennoch würde ich den Roman unbedingt weiterempfehlen, besonders an die Intellektuellen und Kunstbegeisterten. Bei diesem Roman ist es unbedingt erforderlich, sich selbst ein Bild zu machen. Denn geschrieben ist der wirklich gut.

Von mir gibt es 2,5 Sterne.