Rezension

Sprachgewaltiges Buch mit viel Gefühl, nicht nur für Kinder.

Bird und ich und der Sommer, in dem ich fliegen lernte - Crystal Chan

Bird und ich und der Sommer, in dem ich fliegen lernte
von Crystal Chan

"Wenn etwas Schlimmes passiert, kann das so grauenvoll sein, dass es schlicht keine Worte gibt, um es zu beschreiben. Und wenn etwas richtig, richtig Schlimmes passiert, wird man innerlich taub, weil selbst das Herz nicht weiß, was es tun soll." (S. 251)

Der Tag an dem John, von allen nur Bird genannt, von einer Klippe springt ist gleichzeitig der Tag von Jewels Geburt, Seit dem Tod ihres Bruders lebt ihrer Familie nur noch vor sich hin und für die arme 12- Jährige interessiert sich niemand.
Birds Tod ist immer allgegenwärtig, trotzdem redet keiner darüber. Jewel kennt deshalb nur dieses Leben in Schweigen und unterdrückter Wut.
Erst als Jewel einen Jungen kennenlernt, der zufällig auch John heißt, ändert sich ihr Leben grundlegend. Zusammen mit ihm klettert sie auf Bäume, schaut in den Sternenhimmel und vergräbt Kieselsteine. Endlich gibt es jemanden, der sie versteht und sich für sie interessiert.
Und zusammen mit ihrem neuen Freund beginnt sie auch ihre Meinung zu sagen und ihren Eltern Fragen zu stellen...

Crystal Chans Geschichte ist traurig, auf der anderen Seite wunderschön. Sie hat mich tief berührt, mir die ein oder anderen Tränen entlockt und ist für mich definitiv etwas ganz besonderes.

Allein durch ihren Schreibstil schafft sie es eine ganz besondere Stimmung zu erzeugen, die mich von der ersten Seite an fasziniert hat. Sie schreibt so wunderschön, bildgewaltig und gleichzeitig flüssig. Beim Lesen wurden in mir so viele und verschiedene Emotionen geweckt, die mich sprachlos gemacht haben und die ich kaum in Worte fassen kann.

Genau so erging es mir mit den Figuren. Jewel ist mit ihren 12 Jahren ein so starkes und bewundernswertes Mädchen. Trotz aller Schwierigkeiten in ihrer Familie, dem nicht vorhandenen Interesse ihrer Eltern an ihr und der EInsamkeit gibt sie die Hoffnung nicht auf. Sie kämpft für eine Veränderung und lässt sich nicht unterkriegen.
Und auch John, der es nicht immer leicht hatte, hat mit seinem Mut und seinem Optimismus schnell einen Weg in mein Herz gefunden. Unermüdlich steht er an Jewels Seite.

"Bird und ich und der Sommer, in dem ich fliegen lernte" ist eines von diesen Büchern, die man in jedem Alter lesen kann und immer wieder neue Dinge für sich entdeckt. Ein sprachgewaltiges Buch mit Tiefgang, in dem Gefühle, deren Entwicklung und der Umgang mit ihnen im Mittelpunkt stehen.

Eindeutige Leseempfehlung! Zum lieb haben und immer wieder Lesen!