Rezension

Starker Auftakt, aber dann ...

Das Mädchen, das Geschichten fängt
von Victoria Schwab

Bewertet mit 3 Sternen

Klappentext, Cover und Titel versprechen eine poetische Geschichte. Ebenso der Text, mit dem der Heyne Verlag das Buch auf Facebook bewirbt und mich zum Kauf animierte. Der amerikanische Originaltitel "The Archived" kommt der Wahrheit näher. Nicht Geschichten müssen von Mackenzie, genannt Mac, eingefangen werden. Sondern Abbilder verstorbener Menschen, die archiviert, d.h. in den ewigen Schlaf geschickt wurden und nun in der riesigen Bibliothek aufbewahrt werden. Sie sind weder Mensch noch Geschichte, sondern irgendetwas dazwischen. Zumindest tragen sie die Erinnerungen des Menschen, der sie einst waren, in sich. Doch sie fliegen nicht auf leichten Flügeln davon, wie man beim Anblick des Covers meinen könnte. Sondern sie werden getrieben von Angst und Verzweiflung, die ganz schnell in Wut umschlägt, wenn sie "entgleiten". 

Sehr gut gefallen hat mir die anschauliche Beschreibung der Schauplätze. Das altehrwürdige Coronado, das mit vielen Details noch an seine Glanzzeiten als Hotel erinnert. Die düsteren Narrows und das geheimnisvolle Archiv. Dass offen mit dem Thema Tod umgegangen, Trauer zugelassen wird, ist ein weiterer positiver Aspekt. Das Archiv scheint ein Ort zu sein, der Hoffnung birgt, da die Toten ja nicht wirklich fort sind, nur archiviert ... 

Die Grund-Idee des Buches mit Archiv, Wächtern, Chroniken und Narrows, den Schlüsseln, die verborgene Türen öffnen ist - ja wie nun? - irgendwie süß. Die Hauptfiguren sind Teenager und genau diese scheinen mir die Zielgruppe dieses Buches zu sein. Denn es geht auch um Erwachsenwerden, Vertrauen, Verantwortung, Fehler, vorsichtige Küsse und einfach nur "M." sein. All das wird aus der Sicht einer 16-jährigen Schülerin erzählt, die ihre Sommerferien auf ungewöhnliche Art verbringt, indem sie entflohene Chroniken fängt und zurückbringt. Dabei ist immer noch der Schmerz um Ben, Macs kleinen Bruder, der durch einen tragischen Autounfall starb. Dieser Schmerz mach Mac angreifbar, doch das bemerkt sie erst, als es beinahe zu spät ist. 

Der Schluss des Buches hat mich überhaupt nicht überzeugt. Zu unlogisch, irgendwie aufgesetzt. Alles in allem ein nettes Fantasy-buch für (weibliche) Teenager. Mehr nicht. 

Ich vergebe 3*** von 5 möglichen Sternen.