Rezension

Starker dritter Band

Schwarzes Wasser - Isa Maron

Schwarzes Wasser
von Isa Maron

Bewertet mit 5 Sternen

In der Nähe von Kyra Slagters Elternhaus in Amsterdam wird bei Gartenarbeiten ein menschlicher Schädel gefunden. Als weitere Schädel auftauchen, liegt der Gedanke an einen Serienmörder nahe. Kyra, die als kriminalistisch interessierte Laienermittlerin bereits in den Vorgängerbänden mit der Kommissarin Maud Mertens zusammen gearbeitet hat, schlängelt sich wieder mit bemerkenswerter Hartnäckigkeit mitten in die Tatortermittlungen. Kyra kennt den Sohn der derzeitigen Hausbesitzer, damit kann sie ihrer Meinung nach Maud behilflich sein. Kyra kann noch nicht ausschließen, dass ihre seit Jahren vermisste Schwester unter den Opfern sein könnte und außerdem findet sie diesen Fall viel interessanter als ihre Examensarbeit im Kriminalistikstudium. Zügig stellt sich heraus, dass Demsterwold, der Vorbesitzer des Hauses, als pädophiler Straftäter ungehindert Minister werden konnte, weil offenbar eine Reihe einflussreicher Personen die polizeilichen Ermittlungen gegen ihn torpedierten.

Mehrere Handlungsfäden streben nun in flottem Tempo einer Lösung zu: die Ermittlungen der Kriminalpolizei mit Kyras hartnäckiger Unterstützung, die Perspektive des Täters, die den Lesern Fakten verrät, die den Ermittlern noch nicht bekannt sind, Kyras unverdrossene Suche nach Sarina und in London das Schicksal einer schwer traumatisierten jungen Frau, die offenbar der Gefangenschaft eines brutalen Psychopathen entkommen konnte und sich noch immer in Therapie befindet. Das Verhältnis der Handlungsfäden fand ich im dritten Band ausgewogener als in den Vorgängern. Möglicherweise hat sich auch positiv ausgewirkt, dass man in dieser Folge als Leser Details über den Täter erfährt, die sich für eigene Lösungsideen nutzen lassen. Auch in diesem Band fand ich die Beteiligung von Kyra durchaus glaubwürdig, da der Fundort sich in unmittelbarer Nähe ihres Elternhauses befindet. Die Ermittler recherchierten sachlich und bescheiden voran, herausragend Jan Anne Gerritsen als im Dienst ergrauter Experte, die die Botschaft der Schädel rekonstruierte und in seiner Zurückhaltung schon fast entschuldigend die Ermittlungen vorantrieb. Maud als Mutter einer aufsässigen jugendlichen Tochter gibt im Dienst die Mutter der Kompanie, die sich aktuell um das seelische Gleichgewicht ihres Kollegen Niels sorgt, dem die Korruption in höchsten Kreisen die Hutschnur hochtreibt. Maud wird immer wieder von ihrem entscheidenden beruflichen Fehler aus der Anfangszeit ihrer Karriere heimgesucht, der sie bei den Ermittlungen voranpeitscht, als Hinweise sich verdichten, dass unter den Opfern des Täters ein Kind sein könnte. Erzählt wird der dritte Fall für Maud und Kyra in unaufgeregtem Ton, den man für speziell niederländischen trockenen Humor halten könnte.

Ein erstklassiger Krimi mit fiesem Cliffhanger. Wer die Reihe noch nicht begonnen hat, sollte besser erst die vorhergehenden Bände sammeln …