Rezension

Starker Roman

Eine Billion Dollar - Andreas Eschbach

Eine Billion Dollar
von Andreas Eschbach

Bewertet mit 5 Sternen

John Salvatore Fontanelli ist ein armer Schlucker, bis er eine unglaubliche Erbschaft macht: ein Vermögen, das ein entfernter Vorfahr im 16. Jahrhundert hinterlassen hat und das durch Zins und Zinseszins in fast 500 Jahren auf über eine Billion Dollar angewachsen ist. Der Erbe dieses Vermögens, so heißt es im Testament, werde einst der Menschheit die verlorene Zukunft wiedergeben. John tritt das Erbe an. Er legt sich Leibwächter zu, verhandelt mit Ministern und Kardinälen. Die schönsten Frauen liegen ihm zu Füßen. Aber kann er noch jemandem trauen? Und dann erhält er einen Anruf von einem geheimnisvollen Fremden, der zu wissen behauptet, was es mit dem Erbe auf sich hat ...

Ein 28 jähriger Pizzalieferant erhält ein Erbe von einer Billion Dollar und eine vieldeutige Prophezeiung. Ein Vermögen mit dem man heute zwar keine einzige Bank mehr retten kann, aber zu DM-Zeiten ein wahres Vermögen darstellte. Leider ist der Protagonist nicht der Gebildetste und hat auch nicht den Hauch einer Ahnung wie die Welt funktioniert, und hat dementsprechend auch keine wirkliche Ahnung wie er sein Vermögen richtig nutzen soll. Er muss erst selbst Fehler machen, auf Blender hereinfallen, sein Geld vergeuden und mit der Nase auf Probleme stoßen, um sich Schritt für Schritt den großen Fragen des Lebens, der Wirtschaft und des Geldes zu nähern. In dem Finale wird versucht eine große Lösung für die großen Probleme der Menschheit zu finden.

Zunächst einmal war ich immer wieder erstaunt über die Aktualität der Geschehnisse. Beispielsweise kamen Ebola Epidemien in dem Buch vor, obwohl diese erst 10 Jahre nach der Veröffentlichung dieses Buches großflächig ausgebrochen ist. Auch sind die Wirtschaftsnachrichten heute weitestgehend ähnlich und die mediale Ablenkung der Presse von den wirklich wichtigen Dingen ist heute genauso.

Die Naivität des Protagonisten fand ich manchmal ein wenig zu extrem. Andererseits kann ich es verstehen, dass Eschbach die Figur des dummen Protagonisten wählt um komplizierte Sachverhalte für jedermann erklären zu können. Die Charaktere waren mir größtenteils auch zu blass. Bis auf Mc Chain, der mich stellenweise an Dr Faust erinnert hat. Zum Ende hin gefällt mir auch John immer besser, wenn er immer mehr versteht was wichtig im Leben ist und sein Handeln weiser wird.

Die Problematik, dass das Geld für den Zinseszins nicht miterschaffen wird, wurde zwar immerhin erwähnt. Aber die Giralgeldschöpfung wurde leider nicht behandelt. Wie internationale Großkonzerne handeln und funktionieren, wurde dagegen sehr anschaulich erklärt. Nach allem was ich über die Suprimekrise weiß, sind Banken und Großkonzerne fast noch zu gut weggekommen. Auch wenn das Buch zum Teil etwas langatmig war, waren dafür viele Szenen hoch interessant. Wie der Schulaufsatz, die Szenen mit der Müllkippe und den Korallenriffen, aber auch die Unterhaltung mit dem Wirtschaftsjournalist. Leider gibt es kein zufriedenstellendes Ende, angesichts der Tatsache dass Demokratien aus meiner Sicht eher ein Herrschaftsinstrument nach dem Prinzip "divide et impera" sind.

Trotzdem kann ich das Buch sehr empfehlen. Es hat den gewaltigen Anspruch unsere Welt auf unterhaltsame Weise verständlich zu machen und Lösungen zu finden. Auch wenn das Buch diesem Anspruch nicht gerecht wird, sind doch viele Gedanken und Perspektiven sehr interessant gewesen.