Rezension

Sterben um unsterblich zu werden?

Es ist die Schwerkraft, die uns umbringt
von Ulrike Schmitzer

Bewertet mit 5 Sternen

Wieviel Offensichtliches kann man ausblenden und muss man seiner Konditionierung folgen?

Kira ist eine der Kandidatinnen die auserwählt wurden, als erste Siedler auf den Mars zu fliegen. Zehn Jahre schon dauert ihre Ausbildung zur Astronautin. Zu Beginn sind die Trainingseinheiten kurz. Als sich ihre Aufenthalte im Weltraumzentrum verlängern, verstärkt sich ihre soziale Isolation. Es ist ihr untersagt über dieses Projekt sprechen, auch innerhalb der Organisation darf sie keine Fragen stellen. Auf der Suche nach weiteren Teilnehmer dieser Mission entdeckt sie den Namen Zoe. Sie spürt sie auf und findet eine Frau mit ihrem Ebenbild.

Ulrike Schmitzer schlägt eine Brücke zwischen Realität und Fiktion. Die Entwicklung der Figuren nimmt Bezug auf tatsächliche Ereignisse. Sie greift Themen auf wie z. B. die ungleiche Stellung der Frau, manipulative Programmierung, Schuldgefühle, Bestreben nach Ruhm. Kiras inneren Konflikt beschreibt sie klar, dabei auch sehr behutsam. In Zoes künstlerisches Schaffen nimmt sie Bezug auf eine reale Künstlerin.

Der Aufbau ist exzellent  - ein Mix von Handlung, Chronik und Tagebuch. Er passt optimal zu der Geschichte. Durch die kurzen Sequenzen der Kapitel erhöht sich der Spannungspegel von Seite zu Seite. Die Kunst ihrer Sprache zeigt sich auch darin, dass sie nur wenige Worte braucht um beim Leser den Eindruck entstehen zu lassen, wesentlich mehr gelesen zu haben, als Buchstaben auf dem Papier stehen. Sie erzeugt ein Tempo, bei dem einem schwindlig wird. Ein Schreibstil, der süchtig macht.

Im Anhang stehen in „Kiras Lexikon der Astronautenfehler“ viele interessante und durchaus überraschende Informationen über die Raumfahrtgeschichte.

Es gibt Bücher, die sind außergewöhnlich und vielschichtig, die eine Geschichte erschaffen, die dich staunend zurück lassen. Und es gibt Verlage, die haben ein Händchen für diese Bücher. Bei diesem Buch trifft beides zu. Für mich war es in jeder Hinsicht ein Genuss, dieses Buch zu lesen.