Rezension

Super Buch ums Älterwerden. Unbedingt lesen !!

Alleine war gestern - Beatrice Meier

Alleine war gestern
von Beatrice Meier

Bewertet mit 5 Sternen

5 ältere Menschen, die entweder schon in Rente sind oder kurz davor stehen, tun sich aus den unterschiedlichsten Gründen zusammen und gründen eine WG:
 
Philip, der lange Jahre als Arzt in Afrika tätig war und eigentlich seine Mutter bis zu ihrem Tod pflegen wollte
Ricarda, seine ehemalige Studienkollegin, die gerade vor dem Problem steht, für 6 Monate wegen Renovierung aus ihrem Haus ausziehen zu müssen, hat auch noch Probleme mit ihrer Tochter
Harry, ebenfalls ein ehemaliger Mitstudent, der immer noch Taxi fährt, zieht aus Altersarmut in die WG
Uschi, die flotte Wurstverkäuferin, die unglücklich ist, weil sie in Altersteilzeit gehen muss
Eckardt, der pensionierte Banker, der den Grabstein seiner verstorbenen Frau mitbringt und von seinem Sohn (wandert aus nach Neuseeland) verlassen wird
Und Ralf, der dicke Dackel, den Philip von seiner Mama übernommen hat

Philip hat die große Wohnung seiner verstorbenen Mutter geerbt und wollte sie eigentlich verkaufen, da sie viel zu groß für ihn ist. Als er Ricarda zufällig wiedertrifft, hat er die Idee mit der "Älteren-WG". Heimlich ist er ja schon seit der Studienzeit verliebt in Ricarda, aber sie hat damals seinen Freund geheiratet. 3 weitere Mitbewohner aus dem Bekanntenkreis sind ebenfalls bald gefunden, alle haben schon ein Leben hinter sich; sie haben Ehepartner verloren, die Kinder gehen weg, sind jetzt in Rente, müssen in Altersteilzeit gehen. Jeder hat so sein Päckchen zu tragen. Es stellt sich schnell heraus, dass sich alle zukünftigen WG-Bewohner gut leiden können. Damit fällt der Startschuss für die WG.
Trotz der unterschiedlichen Charaktere funktioniert das Zusammenleben recht gut.
Da schlägt das Schicksal voll zu: Uschi hat einen Schlaganfall und wird zu einem Pflegefall. Ricarda ist die treibende Kraft, die Uschi unbedingt wieder in die WG aufnehmen will, wenn sie Krankenhaus und Reha hinter sich hat. Ricarda setzt sich damit durch und erstellt fortan die Logistik-Pläne, wer welche Therapien mit Uschi zu erledigen hat. Anfangs funktioniert das auch ganz gut, allerdings steht die WG auch vor immer größer werdenden Problemen: Transport von Uschi in den 3.Stock, Toilettengang, usw. Mit der Zeit wird die Stimmung immer gereizter, Harry ist der Erste, der auszieht, zu seiner Tochter zurück.
Uschi entscheidet sich schließlich, ins Pflegeheim zu ziehen, gegen Ricardas Willen. Obwohl die Gesellschaft ihrer WG-Mitbewohner ihr so gut tut, will sie ihnen nicht weiter zur Last fallen...
Philip und Ricarda verlieben sich stark ineinander und benehmen sich wie Teenager. Stella, Ricardas Tochter, ist schwanger und braucht mütterlichen Rat. Eckardt fühlt sich in der verbliebenen 3er-WG wie das 5.Rad am Wagen und überlegt ebenfalls, sich eine kleine Wohnung zu suchen....

Das Buch ist sehr flott geschrieben, ich konnte (und wollte) es gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Autorin arbeitet die verschiedenen Charaktere sehr gut heraus und man fühlt sich schnell selbst als "WG-Mitbewohner". Auch die ernsten Probleme, die im Alter auftreten können und der oft deprimierende Alltag in einem Heim werden in diesem Buch beschrieben. Ich selbst würde mir für mich so eine WG wünschen statt eines Seniorenheims...
Meine Empfehlung für dieses Buch: UNBEDINGT LESEN !!!
Übrigens: Eine Fortsetzung der Geschichte wäre eine tolle Sache, die würde ich bestimmt auch lesen....