Rezension

super, nicht nur für "Ruhris"

Sommerfest - Frank Goosen

Sommerfest
von Frank Goosen

Bewertet mit 5 Sternen

Bisher kannte ich von Frank Goosen nur Bücher, in welchen zahlreiche Anekdoten aneinandergereiht, bzw. in kleine Geschichten verpackt wurden. Mit diesem Buch hat er nun seinen ersten Roman veröffentlicht.
Es ist eine Geschichte über den Heimkehrer Stefan, der nur schnell ein Haus verkaufen und eigentlich sofort wieder weg will, den dann aber die Vergangenheit auf mehrfache Art und Weise einholt. Manchen Menschen begegnet man gewollt oder ungewollt mindestens zweimal im Leben….. Und er denkt nach – über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und lässt den Leser daran teilhaben.
Wie man es erwarten würde, findet man hier eine Geschichte mit durchgängigem roten Faden vor, aber trotzdem hat es der Autor geschafft, auch diesem Roman seinen unverkennbaren Stempel aufzudrücken. Köstlich derber „Ruhrpott-Slang“ geht hier einher mit sentimentalen Erinnerungen der Protagonisten. „Früher war eh alles besser…“, wer kennt diesen Spruch nicht.
Wenn ich mir Rückblickend die Haupt- und Nebencharaktere ins Gedächtnis rufe, so wirken sie immer noch nach. Alle zeigen eine beeindruckende Präsenz, egal wie klein ihre Rolle im Roman selber sein mag. Als „Nicht-Ruhri“ könnte man den Anschein haben, dass hier doch recht tief in die Klischeekiste gegriffen wurde, doch dem ist nur zum Teil so. Sicherlich werden einige diese Typen seltener, doch es gibt sie noch in ausreichender Zahl, man muss nur genau hinschauen. Genau das hat F. Goosen, wie nicht anders erwartet, getan und daraus sehr plastische, authentische Figuren geschaffen.
Abgesehen von den facettenreichen Charakteren, lebt die Geschichte auch von dem wunderbaren Lokalkolorit, welches sich u.a. in der guten Umgebungsbeschreibung und in der schon erwähnten Heimatsprache widerspiegelt. Wörter und Kurzsätze wie „knorke“, „Schampong“, „Pafföng“, „Ach geh mir weg…“ verbreiten einfach einen gewissen Charme, dem man sich nicht entziehen kann. Und unausweichlich gehört natürlich auch das Thema Fußball dazu.
„Toto, du Arschgeige“, ruft Diddi, „was läufst du hier am heiligen Samstag auf und störst die Totenruhe?“ „Wieso heiliger Samstag? Spielt Borussia?“ (Seite 98)
Abgerundet wird der Roman durch eine verflossene Liebe, die aber scheinbar nie wirklich verflossen war. Hier, und das ist mein einziger, klitzekleiner Kritikpunkt, stellt sich Stefan wirklich wie ein Weichei an, und schleicht um die Ex herum, wie die Katze um den heißen Brei. Aber gut, auch das gibt es…. und macht weder ihn, noch die Geschichte unsympathischer. Im Gegenteil… Abschließend kann ich sagen, dass „Sommerfest“ locker-leichten Lesegenuss bietet. Es ist ein Roman, in dem man mittendrin, statt nur dabei ist. Für (Ex-)Ruhris und Goosen-Fans ein „musse-lesen“ und für alle Anderen eine Empfehlung. Ich war begeistert !