Rezension

Tante Gugu und die Ein-Kind-Politik

Frösche - Mo Yan

Frösche
von Mo Yan

Bewertet mit 3 Sternen

Drastisch, weitschweifig aber auch mit Humor schildert Mo Yan in diesem Roman die Ein-Kind-Politik Chinas und die bis heute reichenden Folgen dieser Beschränkung.

In langen Briefen an seinen guten Freund berichtet Erzähler Wan Fuß vom bewegten Leben seiner Tante Gugu, die als Hebamme in seinem Heimatdorf tätig war und der Legende nach tausenden von Säuglingen auf die Welt geholfen hat. Auch aus seinem eigenen Leben berichtet Wan Fuß nebenbei immer wieder.

Die Teile über Gugu und das dörfliche Sittenbild sind Yan ausgesprochen gut gelungen! Den Menschen, die bisher fröhlich ein Kind nach dem anderen produziert haben, plötzlich mit drastischen Verboten zu kommen, hatte eine gewisse Komik. Doch das Lachen ist mir ob der rigorosen und mitleidlosen Durchsetzung des neuen Gesetzes schnell vergangen. Der tragische Tod mehrerer Frauen als politischer Kollateralschaden kann nur still hingenommen werden. Auch scheint es für die Hinterbliebenen mehr Mitleid zu geben, als für die toten Frauen selbst. Wären sie halt nicht schwanger geworden.

Es ist erschütternd, zu was Regimetreue und die Angst davor unter die Räder dieses Regimes zu geraten die Leute treibt. Die Ambivalenz zwischen der strikten Verfolgung der schwangeren Frauen - ja teilweise der eigenen Verwandten - und der liebevollen Fürsorge, wenn das Baby es geschafft hat legal geboren zu werden, ist immens.

So hat mich der Roman in der ersten Hälfte sehr begeistert, auch wenn Yan manchmal recht ausschweifend erzählt. Später wurde es mir dann aber zu beliebig und zu absurd. Wan Fuß erzählt fast nur noch aus seinem eigenen Leben. Die Tange Gugu gerät zunehmend aus dem Fokus. Dafür liest man von Träumen, Leihmüttern, seltsamen Verfolgungsszenen und späten Babys. Das hat mich nicht mehr gepackt.

„Frösche“ ist ein kritischer Roman über China und seine politischen Umbrüche. Teilweise überraschend brutal, dann wieder augenzwinkernd erzählt hat er mich erst begeistert, dann aber leider in der zweiten Hälfte verloren.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 28. Juli 2022 um 13:31

Schade. Sozusagen eine Totgeburt?

katzenminze kommentierte am 28. Juli 2022 um 14:33

Hahaha, ich hab ein bisschen gebraucht für das Wortspiel...