Rezension

Tauche ein in das Schattenland...

Die Spur ins Schattenland - Jonathan Stroud

Die Spur ins Schattenland
von Jonathan Stroud

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die junge Charlie (Charlotte) verbringt einen warmen Sommertag am Mühlteich mit ihrem besten Freund Max. Wie schon viele Male zuvor. Doch dieses Mal soll es anders ein. Wie durch Zauberhand fällt Max von einem nahe liegenden Baum in den See und wird von seltsamen meerjungfrauenhaften Wesen immer weiter nach unten gezogen. Charlie erreicht ihn nicht mehr und muss mit ansehen, wie ihr bester Freund in den Weiten der Tiefe verschwindet. Im Krankenhaus aufgewacht, muss sie feststellen, dass ihr keiner glaubt und alle (ihre Mutter, ihr Bruder, die Ärzte) ihre Erlebnisse für eine Halluzination, aufgrund des Sauerstoffmangels, halten. Fakt ist: Max ist tot. Ertrunken. Doch Charlie weiß, dass sie ihn nur finden muss, in jener Welt, in die sie ihn gebracht haben. Also stürzt sie sich in ihren Träumen eben dahin, ins Schattenland. Sie ist sich sicher, das Max dort irgendwo ist. Sie kann ihn spüren und ist fest entschlossen ihn zu retten.

Meine Erwartungen zum Buch waren auf die Annahme gerichtet, es handele sich hierbei mehr um ein Kinderbuch,denn um ein Buch für Jugendliche/Erwachsene, aber ich irrte. Die Geschichte baut sich langsam auf und man erfährt mehr über Charlie, aber ziemlich wenig über Max. Nur die feste Beziehung zwischen beiden wird des Öfteren thematisiert. Das Besondere, Charlie trauert auf ihre Weise, die genauso erstaunlich, sonderbar und fantastisch ist, wie erschreckend und beängstigend. Sie lebt quasi in zwei Welten, obgleich ihre Gedanken unaufhörlich um die Schattenwelt und Max kreisen. Es scheint, als akzeptiere sie nicht, das Max wirklich tot ist und nie wiederkommt und sich deshalb, in eine von ihr erschaffene Traumwelt, flüchtet, um sich nicht eingestehen zu müssen was möglicherweise wirklich passiert ist. So weit, so gut, könnte man meinen. Aber es wird komplizierter und zwar als die beiden Welten miteinander verschmelzen zu beginnen und Charlie sich gleichzeitig in beiden Welten befindet. Ab da wird es schwierig sich für eine Erklärung zu entscheiden, da die Komplexität eine logische Erklärung schwierig macht. Allerdings finde ich es auch sehr gut, das keine eindeutige Erklärung vom Autor geliefert wird, was denn nun Wirklichkeit oder was Fantasie ist. So wird das Fantastische, welches die Geschichte umhüllt und so toll macht, nicht durch die Realität gebrochen, sondern zieht sich durch das Buch. Der Leser hat die Möglichkeit, sich für eine Version zu entscheiden, zwischen Charlie und ihrem Bruder James. Diese beiden Versionen, decken sich natürlich nicht, sind aber sehr schön zu lesen und zeigen zwei Perspektiven, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dem Buch etwas Magisches und Großartiges verleihen. Kann ich wärmstens empfehlen!