Rezension

The Leap - Eine geheimnisvolle Reise zwischen Fantasie und Wirklichkeit

Die Spur ins Schattenland - Jonathan Stroud

Die Spur ins Schattenland
von Jonathan Stroud

Bewertet mit 5 Sternen

Charlie und Max sind die besten Freunde. Sie verbindet eine Freundschaft wie kaum eine andere, doch eines Tages ertrinkt Max im Mühlteich. Das behaupten zumindest die Erwachsenen. Charlie jedoch weiß es besser, sie hat gesehen was passiert ist: Max wurde von unheimlichen Wesen entführt und in eine andere Welt gebracht. Eine Welt in die Charlie nur durch ihre Träume gelangt. Sie macht sich auf eine beschwerliche und verzweifelte Reise, durch das Schattenland, denn sie muss Max finden, bevor er sie für immer vergisst...

Von Jonathan Stroud kenne und liebe ich bereits die Bartimäus-Trilogie und war daher sehr gespannt auf andere Werke des Autoren. "Die Spur ins Schattenland" ist aus der Sicht von Charlie und ihrem Bruder James geschrieben. Auf diese Weise gelingt es dem Autoren eine fantastische und spannende Geschichte zu kreieren. Durch Charlie und James springen wir zwischen zwei Welten: Fantasie und Wirklichkeit, von denen wir bis zum Schluss nicht wissen: Welche ist wahr? Dieser Aspekt des Buches erzeugt eine packende Spannung und treibt den Leser zum weiterlesen an, man ist hin und her gerissen zwischen Charlie und James, da beide Sichten realistisch und nachvollziehbar sind.

Hinzu kommt eine leicht unheimliche, geheimnisvolle Atmosphäre. Obwohl Max nicht aktiv agiert, ist er dennoch dem Leser auf jeder Seite präsent. Diese Präsens eines toten, angeblich ertrunkenen Kindes, welches von seiner besten Freundin verzweifelt gesucht wird, ergibt eine fesselnde Note, wie man sie nur selten in Jugendbüchern antrifft.

Vor allem das Bild des Mühlenteichs in dem Max entführt worden ist, erscheint dem Leser gespenstisch. Stroud erweckt detailgetreue Bilder und tiefgehende Charaktere. Der Wechsel zwischen beiden Ich-Erzählungen greift fließend ineinander über. Ich mag es persönlich lieber, wenn vor jedem Kapitel gekennzeichnet ist, wessen Erzählsicht nun beginnt, dies hat Stroud ausgelassen, dennoch stört es nicht und man begreift schnell welche Figur erzählt.

Beide Sichten sind sehr ergreifend, durch ihre Kombination und durch ihre spürbaren Verzweiflungen, Ängste und anderen Empfindungen. Wir begleiten Charlie, aber ebenso begleiten wir auch James, der eine völlig andere Sicht, als Charlie besitzt. Dieser Unterschied ist Stroud einfach fantastisch gelungen und hat mir sehr gefallen. Charlies Reise ins Schattenland ist sehr bildreich beschrieben und lässt keinen Raum für Langeweile, durch das Wissen um Charlies Suche.

Von Stroud war ich Witz und Sarkasmus gewöhnt, doch mit diesem Buch zeigt er, dass er sehr viel mehr zustande bringen kann und viel Fantasie und Spannung weckt.

"Irgendwo in diesem Wald ist Max. Er ist den Weg vor mir gegangen. Er ist irgendwo da unten und ruft mich. Ich spürte es."