Rezension

The Picture of Dorian Gray - Muss man gelesen haben

Das Bildnis des Dorian Gray - Oscar Wilde

Das Bildnis des Dorian Gray
von Oscar Wilde

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe seit längerem den Wunsch mehr Bücher der Weltliteratur zu lesen und meinen Kenntnisstand zu Klassikern von großen Namen aufzufrischen. "Der große Gatsby" von Fitzgerald hat es zu meinen Favoriten geschafft und nun hat mich Oscar Wildes Dorian Gray ebenfalls nicht enttäuscht.

Die Geschichte ist denke ich größtenteils bekannt: Dorian Gray ein junger, vermögender Mann aus England ist außergewöhnlich schön. Eines Tages steht er Modell für den Maler Basil Hallward und freundet sich mit ihm und Lord Henry Wotton an. Das Portrait soll Hallwards Meisterwerk werden und Dorians Leben für immer verändern. Denn anstatt zu altern, altert sein Selbstportrait und spiegelt jede Sünde und Hässlichkeit wieder, die Dorian fortan begeht.

Die ersten fünfzig Seiten konnten mich nicht wirklich überzeugen. Ich empfand den Stil zuerst zu melodramatisch und war etwas irritiert über Basil Hallward und Henry Wottons Begeisterung für Dorian. Die Tatsache, dass Dorians Schönheit sie verzauberte, verwirrte mich nicht, eher die Art wie Oscar Wilde dieser Begeisterung, fast Sucht, Ausdruck verleiht. Man bekam nicht den Eindruck, dass eine Freundschaft entstand, da die Dialoge und Beschreibungen der ersten Seiten ja regelrecht kitschig waren. Ein Blick in Oscar Wildes Lebenslauf verhilft da etwas.

Nun gut. Die ersten Kapitel waren vielleicht etwas übertrieben ausgeschmückt und hätten für meinen Geschmack leidenschaftsloser sein können. Doch die Wendung naht rasch, denn ziemlich schnell bemerkt Dorian, dass sein Portrait an seiner statt sich verändert. Der Moment in dem er dies erkennt und die Wandlung die er daraufhin macht, fand ich großartig beschrieben. Sehr düster und faszinierend zieht Wilde uns in Dorian Grays Abgründe, sodass man nicht mehr aufhören kann zu lesen. Oscar Wilde hat einen zeitlosen Klassiker geschaffen, den man bis heute lesen kann und bis heute auch mit unserer Gesellschaft vergleichen kann.

Stellenweise beehrt uns Henry Wotton mit geistreichen Passagen. Der Zyniker ist provokativ und manipulativ. Oft schüttelte ich den Kopf über seine Ansichten und war gänzlich anderer Meinung. Er hat mich, gebe ich zu, hin und wieder genervt, doch wenn ich es insgesamt betrachte, ist er eine gelungene Figur, da er zum Nachdenken anregt und Gefühle weckt, auch wenn sie bei mir nicht positiv waren. Eine Figur die man entweder hasst oder liebt.

Insgesamt hat mich dieser Klassiker sehr begeistert und bereichert, auch wenn ich nicht den idealsten Wow-Effekt-Einstieg hatte, so hatte ich doch genau so einen Ausstieg. Meine Empfehlung.

"Alle Kunst ist völlig nutzlos"

"Ja", fuhr er fort, trat näher an ihn heran und blickte ihm unverwandt in die ernsten Augen. "Ich werde dir meine Seele zeigen. Du sollst das Ding sehen, von dem du glaubst, dass nur Gott es sehen kann."