Rezension

Toller Einzelband mit überraschendem Ende

Als ich dich suchte - Lauren Oliver

Als ich dich suchte
von Lauren Oliver

Bewertet mit 4 Sternen

Endlich ist es da – das neue Jugendbuch von Lauren Oliver. Natürlich war ich sehr gespannt darauf, womit die Autorin ihre Leser dieses Mal überrascht. In ihrem neuen Buch „Als ich dich suchte“ geht es um Freundschaft, Liebe, Verlust und Trauer. Zusammen mit der Hauptprotagonistin Nick macht man sich auf die Suche nach Dara, die spurlos verschwunden ist. Die Atmosphäre des Buches ändert sich beständig. Nostalgische und melancholische Kindheitserinnerungen wechseln sich mit Alltagsszenen ab, die überschattet sind von dem Gefühl des Verlusts. Dadurch entsteht eine leicht düstere Grundstimmung, die mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen hat.

Die beiden Schwestern Nick und Dara sehen sich zwar äußerlich sehr ähnlich, sind charakterlich aber grundverschieden. Während Dara das Leben als eine einzige große Party ansieht, ist ihre ältere Schwester Nick der Ruhepol der Familie. Doch trotz der unterschiedlichen Lebensweise sind Nick und Dara mehr als nur Schwestern, sie sind beste Freundinnen. Eigentlich für immer, aber das ändert sich schlagartig, als Dara Nicks besten Freund Parker küsst. Kurze Zeit später kommt es zu einem Unfall, bei dem Dara das Gesicht zerschnitten wird. Nick, die am Steuer saß, kann sich an nichts mehr erinnern. Von diesem Zeitpunkt an scheint Dara für Nick unerreichbar zu sein, denn sie spricht nicht mehr mit ihrer Schwester und geht ihr aus dem Weg. Nick hingegen möchte nur eines: Sie will dass alles so wie früher wird, als Dara noch ihre beste Freundin war. Doch dann verschwindet Dara spurlos. Der Klappentext führt den Leser ein wenig in die Irre, denn die eigentliche Suche findet erst im letzten Drittel des Buches statt. Der Hauptteil der Geschichte besteht aus Szenen aus dem Leben von Nick und Dara sowie dem Verschwinden eines kleinen Mädchens. Im Vordergrund steht ganz klar die Beziehung zwischen Nick und Dara.

Der Einstieg in das Buch ist mir dank des flüssigen und angenehmen Schreibstils von Lauren Oliver sehr leicht gefallen. Die Geschichte wird hauptsächlich aus Nicks Perspektive erzählt, aber Dara kommt auch zu Wort. Zwischendurch stößt man immer wieder auf Zeitungsartikel im Internet inklusive der Kommentare, Briefe oder Tagebucheinträge, sodass man einen guten Rundumblick erhält. Das Erzähltempo in den ersten zwei Dritteln des Buches sehr ruhig. Allerdings sollte man gut auf die Kapitelüberschriften achten, da die Geschichte immer wieder in der Zeit springt. Es gibt Vorher- und Nachher-Kapitel aus der Perspektive von Nick und Dara. Darin erfährt man wie unterschiedlich die beiden Schwestern bestimmte Gegebenheiten wahrgenommen haben. Neben ihren Wünschen und Zielen erfährt man vor allem bei Nick viel über ihre Sehnsüchte und Träume. Der Autorin Lauren Oliver ist es hervorragend gelungen, die Emotionen von Nick authentisch und einprägsam darzustellen. Auch alte Kindheitserinnerungen prägen das Bild in den ersten zwei Dritteln des Buches. Zu Beginn hat mir dieser Aufbau sehr gut gefallen, da auf diese Weise unterbewusst Spannung aufgebaut wird. Im zweiten Drittel hatte ich eine kleine Durststrecke, weil sich die Geschichte dort ein wenig zog und ich das Gefühl hatte, nicht weiterzukommen. Es kam mir so vor, als wenn sich alles nur noch um Parker dreht. Zudem wirkte vieles ein wenig unscharf, als wenn Bruchstücke von Erinnerungen verloren gegangen wären. Ich hatte jede Menge Fragen im Kopf, die aber zum Ende hin alle beantwortet wurden. Im letzten Drittel des Buches beginnt die eigentliche Suche. Dieser Teil hat mir am besten gefallen. Ich war richtig gefesselt von der Geschichte und konnte nicht aufhören zu lesen. Das Ende hat es richtig in sich. Ich muss sagen, dass ich völlig auf der falschen Fährte war und mich das Ende etwas aus der Bahn geworfen hat. Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet. Im Nachhinein ist mir auch klargeworden, warum einiges so unscharf wirkte. An dieser Stelle hat die Autorin meinen höchsten Respekt, denn am Ende laufen alle Fäden zusammen und ergeben ein erschreckendes Gesamtbild.

Fazit: Die Idee der Geschichte „Als ich dich suchte“ von Lauren Oliver hat mich total begeistert. Die Umsetzung schwächelt im Mittelteil etwas, aber dafür konnte mich der clevere Plot Twist am Ende des Buches auf ganzer Linie überzeugen.