Rezension

Turbulenter und charmanter Krimi aus dem Herzen von Paris

Die tödliche Tugend der Madame Blandel - Marie Pellissier

Die tödliche Tugend der Madame Blandel
von Marie Pellissier

Bewertet mit 4 Sternen

Es wird einem ganz warm ums Herz, wenn man Lucie dabei beobachtet, wie sie sich durch die Schmutzwäsche fremder Leute kämpft, um den Mörder der ungeliebten Vanessa zu finden.

Es geht an die Place de Vosges. Eine der Mieterinnen, Vanessa Blandel, wird tot aus der Seine geborgen und bald konzentrieren sich die Ermittlungen auf das altehrwürdige Wohnhaus. In zweifacher Sicht.

Für die Polizei ermittelt Léon Legrand. Es ist sein erster Fall in Paris, aber der Kommissar gibt keine gute Figur ab. Der Neu-Pariser entpuppt sich als eitler Schnösel, der ständig mögliche Zeugen vor den Kopf stößt. Seinen Job übernimmt die ältere, liebenswerte Gardienne Lucie, der ‘gute Geist’ des Hauses, die neben ihrer Vorliebe für Süßes noch ein weiteres Laster hat: sie mischt sich – stets mit guter Absicht – in die Angelegenheiten anderer.

Und so beginnt dieser sehr kurzweilige Krimi auch mit einer ungebetenen Putzaktion in der Wohnung des Mordopfers, der arroganten Vanessa Blandel. Die moralische Lucie glaubt, die Spuren eines Seitensprungs und damit eine Ehekrise aus der Welt zu schaffen. Doch als sie erfährt, dass Vanessa tot aus der Seine geborgen wurde, fühlt sie sich schuldig und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Als Täter kommen einige in Frage, die sich Vanessa mit ihrem ausgeprägten Egoismus zum Feind gemacht hat.

Das ist ein großes Plus des ersten Krimis von Marie Pellisier. Von Beginn an gibt es mehrere Verdächtige mit schlüssigen Motiven. Das zweite ist die Atmosphäre dieses Pariser Wohnhauses, die Pellisier sehr überzeugend einfängt. Ein verborgenes Kleinod, wo mittwochs noch die Türgriffe aus Messing poliert werden müssen und die Gardienne die Post verteilt. Pellisier fügt jedoch noch ein weiteres Milieu hinzu: die Chefetage eines internationalen Konzerns, in dem der Ehemann des Opfers arbeitet und das ebenfalls Stoff für Verwicklungen bietet. Der Kontrast ist gut und bewahrt den Krimi vielleicht auch davor, allzu kitschig zu wirken.

Lucie mit ihrer großen Menschenliebe wirkt manchmal wie ‘nicht ganz aus dieser Welt’, ein wenig abgehoben, aber letztlich wird die Geschichte rund. Und auch mittendrin wird einem ganz warm ums Herz, wenn man Lucie dabei beobachtet, wie sie sich durch die Schmutzwäsche fremder Leute kämpft, um den Mörder der ungeliebten Vanessa zu finden. Ob aus ihr eine Detektivin wird, bleibt offen.