Rezension

typisch Jack Reacher

Underground - Lee Child

Underground
von Lee Child

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt
Jack Reacher mischt New York auf.

Der Stil
Dieser Jack-Reacher-Teil wird in der Ich-Form erzählt, anscheinend will sich Lee Child nicht festlegen und wechselt von Buch zu Buch die Perspektive. Wobei ich zugeben muss, dass mir der Ich-Erzähler besser gefällt. Denn Jack Reacher ist nun einmal ein Protagonist, dem man nahe sein kann und darf.
Insgesamt fand ich 'Underground' sehr flüssig geschrieben, Irritationen wie in den beiden bisher von mir gelesenen Teilen ob des Stiles gab es nicht - entweder habe ich mich daran gewöhnt oder das Abgehakte ist einfach nicht mehr da. Ich tippe auf Letzteres.

Meine Meinung
Erstaunlicherweise schafft es Lee Child auch hier, ein sehr interessantes Thema aufzugreifen und es mit Bildern (in meinem Kopf) zu vergegenwärtigen. Dabei spart er nicht an Kritik an der Politik, verurteilt aber nicht. Sicher hat Jack Reacher einen Ehrenkodex, nimmt aber sehr vieles auch hin. Das hat mir gefallen, weil es nicht reißerisch ist, und der Leser sicher besseres zu tun hat, als sich über Ereignisse von vor über 20 Jahren zu echauffieren. Nein, wer ein Buch von Lee Child in die Hand nimmt, der möchte, dass es gerecht zugeht, dass das 'Gute' siegt und die 'Bösewichte' ihre Strafe erhalten. Möglichst blutrünstig übrigens. Damit bedient der Autor durchaus das sicher in uns allen schlummernde Bedürfnis nach einem unbeirrbaren Helden, der sich Respekt verschafft und die 'Verfolgten' beschützt. Durchaus niedere Bedürfnisse, aber unleugbar vorhandene.
Es erstaunt mich jedes Mal ein bisschen, wie sehr mich die Handlung in ihren Bann zieht und ich gerade die doch sehr brutalen Szenen 'genieße'. Bin ich in einem moralischen Konflikt, wenn ich die Brutalität, zumindest in einem Buch, gutheiße? Oder bekenne ich mich einfach dazu?
Hält einem das Buch einen Spiegel vor?
Oder genießt die Phantasie die Idee, dass es eine Figur gibt, die außerhalb des bestehenden Rechts einfach mal Alles daransetzt, für Ordnung zu sorgen?
Hat Lee Child eine Botschaft?
Oder bedient er nur das Bedürfnis nach Gewalt in einer geregelten, zumindest weitreichend gewaltfreien Zeit? (ich höre hier schon den Sturm der Entrüstung)
Ich glaube, es ist wie im Märchen, wo dem bösen Wolf der Bauch aufgeschnitten wird und, nachdem die Großmutter gerettet ist, mit Wackersteinen gefüllt und in den Brunnen geworfen wird. Brutal, unvorstellbar, würde man niemals tun, aber im Märchen funktioniert es. Und hat dort auch seine Funktion: Der Gerechtigkeit ist Genüge getan!
Jack Reacher ist also der Märchenheld der Erwachsenen?
Damit kann ich leben und Lee Childs Bücher auch weiterhin genießen!

Fazit?
Ein rundum gelungenes Buch, das mich gut unterhalten hat.