Rezension

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Gott, hilf dem Kind - Toni Morrison

Gott, hilf dem Kind
von Toni Morrison

Bewertet mit 3 Sternen

Lula Ann, das pechschwarze Mädchen, ist zu einer Schönheit herangewachsen. Sie hat ihre Vergangenheit hinter sich gelassen und sich selbst neu erfunden als „Bride“, eine strahlende, erfolgreiche Frau, deren Markenzeichen ausschließlich weiße Kleidung samt Accessoires in dieser Farbe ist. Eine Liebesbeziehung ist erst kürzlich in die Brüche gegangen; warum, weiß sie nicht.
Alle anderen Figuren der Handlung, die Mutter, die beste (weiße) Freundin (ein Miststück), der Geliebte gruppieren sich um die Protagonistin. Sie erzählen aus ihrer Vergangenheit, kommentieren die Gegenwart und führen ihre Geschichte gemeinsam mit ihr weiter.

Gekonnt und routiniert erzählt Morrison die Geschichte einer Frau, in der ihre bevorzugten Themen, Rassismus und Gewalt gegen Frauen und Kinder, eine herausragende Rolle spielen. Die Personen sind glaubwürdig und lebensecht dargestellt, auch wenn ihnen wenig Raum zur eigenen Entfaltung zur Verfügung steht, auch wenn von ihnen nur die Stimme gebraucht wird, die von Bride und den Berührungspunkten ihrer beider Leben erzählt.
Interessant und neu ist der „Rassismus innerhalb des Rassismus’“. Ein schwarzes Kind wird von seiner Mutter, einer hellhäutigen Farbigen, abgelehnt. Dieses Faktum spielt jedoch außer in der Mutter-Tochter-Beziehung keine weitere Rolle; im Gegenteil, denn gerade ihre sehr dunkle Hautfarbe mit Verbindung mit der weißen Farbe, in der sie sich ausschließlich kleidet, ermöglichen Bride ihre Karriere und ihr derzeitiges exponiertes Leben.

Insgesamt aber wirkt der Roman überfrachtet.
Sämtliche Kinder, die eine Rolle spielen, sind sexuell missbraucht worden, und auch den Erwachsenen passierte es irgendwann in ihrer Kindheit. Es ist ein schwerwiegendes Problem, doch wenn man auf 200 Seiten dauernd damit konfrontiert wird, stumpft man ab, bzw. rollt mit den Augen und stöhnt genervt auf, wenn wieder ein Kind von seinen Misshandlungen erzählt.
Zweimal wird Bride aus unterschiedlichen Gründen so sehr schwer verletzt, dass es ihr Tod hätte sein können. Die Passagen, die die Autorin von der Genesung erzählt, hätte ein Mediziner gegenlesen sollen, denn Heilungswunder in solcher Schnelligkeit wirken äußerst fragwürdig.
Die Prinzessin sucht den Prinzen … und die Liebe … und das süße Ende. Wems gefällt.