Rezension

ungewöhnlich, aber teils unglaubwürdig

Wie du Menschen loswirst, die dir nicht guttun, ohne sie umzubringen -

Wie du Menschen loswirst, die dir nicht guttun, ohne sie umzubringen
von Andrea Weidlich

Bewertet mit 4 Sternen

Wie Du Menschen loswirst, die Dir nicht guttun, von Andrea Weidlich. Alleine der Titel regt das Gehirn an, sofort Namen, Gesichter, Geschichten von Menschen auszuspucken, die einem nicht guttun. Dieses Buch ist nicht das erste der Autorin, unter https://www.m-vg.de/mvg/shop/article/21786-wie-du-menschen-loswirst-die-... finden sich weitere von ihr und einiges über sie selbst.

Für mich ist es allerdings eine Premiere der wohl sehr bekannten Frau, ich hatte bis dato noch nichts von ihr gehört. Das ist aber auch kein Wunder, es tummeln sich so viele im Bereich der Psychologie, dass man den Überblick verliert. Interessant bei ihr ist, dass es sich nicht um ein übliches Sachbuch handelt. Ganz im Gegenteil: sie behandelt ihre Thesen und Gedanken im Rahmen einer Geschichte.

Hier lädt eine Frau einige Freunde über ein Wochenende ein, an einem Seminar teilzunehmen. Ganz abseits von aller Welt in ein leerstehendes Hotel an einem See. Noch dazu in der sogenannten dunklen Jahreszeit, bei der der Nebel hübsch über den See zu schweben scheint. Ihr Thema dabei ist, sich von toxischen Menschen zu befreien, die einem nicht guttun. Das Seminar führt ein Therapeut, der mit allerhand Tricks und Spielchen die kleine Runde dazu aufmuntert, sich einzubringen, Erkenntnisse zu erhalten und natürlich, dass jede Person etwas für sich mitnehmen kann.

Der Anspruch scheint mir aber sehr hoch, dass die Erkenntnisse so schnell zu echten, anhaltenden Ergebnissen führen sollen. Nach einem Schritt nach vorne, geht es meist mehrere zurück, bevor sich ein Umdenken wirklich etabliert. Innerhalb kürzester Zeit öffnen sich die Freunde, erzählen sich lang verschwiegene Dinge, die sie daran hindern, sich zu ändern beziehungsweise selbst zu erkennen. Das ist tatsächlich sehr selten und illusorisch. Zwar wird hier ein Raum simuliert, der Geborgenheit, ja, ein Nest suggeriert, bei dem einem nichts passieren kann. Die Belastungserprobung in der Realität zeigt aber spätestens, dass Änderungen beim eigenen Handeln nie so schnell geschehen.

Beispiele hier sind der Umgang mit der/den fordernden Mutter/Vorgesetzte/andere Personen mit denen man ständig zu tun hat. Sich selbst ständig vergessend opfert man sich auf, um anderen zu gefallen und so weiter und so fort. Wer wird wie und warum ausgenutzt. Oder warum will man unbedingt, dass sich andere ändern, denn sehen die denn nicht, wie sehr sie sich schaden. Andere machen „dicht“, verführen, lassen die Verführten fallen, um bloß keine Gefühle zuzulassen.

Natürlich erkennen die Freunde am Ende, woran es liegt, dass sie so sind wie sie sind. Aber sind sie auch bereit, sich selbst zu ändern? Wagen diese den Sprung aus der Falle? Wollen sie dies auch wirklich tun? Das ist das spannende an sich und dauert mitunter Jahre, da hilft ein Wochenende nicht viel, das kann nur ein Anfang sein.

Teils lange Monologe bei den Fallbeispielen gefallen mir nicht so gut, da wollte ich schon überfliegen, denn das raubt mir die Konzentration und Bereitschaft durchzuhalten. Auch das nenne ich toxisch. Wunderbar ist hingegen, wie der Therapeut allen vermitteln will, dass alle genau wie sie sind, gut sind. Wenn sie aber wollen, dann können sie an sich arbeiten, denn nur, und das ist die Grunderkenntnis, wenn sie sich selbst ändern, ändern sie das Verhalten ihres Gegenübers. Fallstricke werden aufgezeigt, Beispiele gebracht, Steine müssen sie schleppen. Diese als körperlich spürbare Hinweise auf ihren eigenen Ballast. Den wollen natürlich alle loswerden. Ob und wie die Freunde dies tun, das müsst Ihr, wenn Ihr wollt, selbst nachlesen.