Rezension

Unglaublich berührend und doch so schön!

Die Bücherdiebin - Markus Zusak

Die Bücherdiebin
von Markus Zusak

Bewertet mit 5 Sternen

Kennt Ihr das? Ihr lest die ersten, wenigen Zeilen eines Romans und wißt sofort: "JA! Das wird wunderbar!"???

Da ich in der Regel keine Jugendbücher lese, habe ich lange überlegt, "Die Bücherdiebin" zur Hand zu nehmen. Ich glaube, durch die Verfilmung (die ich noch nicht gesehen habe) bin ich nun doch neugierig geworden... und nicht zuletzt aufgrund der immer wieder begeisterten Rezensionen und Eindrücke. Gott sei Dank! Ich hätte etwas ganz großes, wunderbares & berührendes verpaßt!!! ;)

Es geht um das 9-jährige Mädchen Liesel Meminger, das 1939 zu Pflegeeltern gebracht wird und auf dem Weg dorthin mit ihrer Mutter und dem kleinen, kranken Bruder bereits den ersten Schicksalsschlag erfährt... und ihr erstes Buch "mitgehen" läßt - ein Handbuch für Totengräber, welches im Schnee versunken liegt. Bei ihrer Pflegefamilie, den Hubermanns in der Himmelstraße, wird sie gut aufgenommen und fasst besonders zu Hans Hubermann - dem Pflegevater - schnell Vertrauen, woraus sich eine enge, liebevolle Beziehung entwickelt. Gemeinsam lesen Sie in den von Liesels Alpträumen geplagten Nächten. Sie findet Freunde, insbesondere Rudi Steiner, mit dem sie sehr viel Zeit verbringt und welcher sich sehnlichst einen Kuss von Liesel wünscht ;) Und da ist noch Max, ein Jude, den die Familie Hubermann monatelang im Keller versteckt. Bald schon hat Liesel weitere Bücher, die ihr geschenkt, von ihr gefunden, gestohlen werden... Diese Bücher helfen schließlich ihr selbst und vielen ihrer Mitmenschen, durch die schweren Zeiten zu kommen.

Markus Zusak ist ein fantastischer Erzähler. Aus der Sicht des Todes, der hier als nette, liebevolle Gestalt dargestellt wird, welche sich um die armen Seelen der Toten kümmert, wird die Geschichte von Liesel Meminger erzählt. Diese Erzählperspektive macht das Buch in der Tat zu etwas Besonderem, ändert oder mildert die Sichtweise auf den Tod etwas ab und zeigt gleichzeitig, was viele der Menschen und Kinder in der Himmelstraße nicht (gleich) sehen: die grausame Wahrheit. Der Tod führt also nicht nur durch Liesels Geschichte, sondern berichtet auch über wichtige geschichtliche Nebenschauplätze und Ereignisse. Mit Blick auf die relativ unbedarfte Bevölkerung - insbesondere die Kinder - wird eine Zeit beschrieben, in der Juden sich verstecken mussten und in Scharen durch die Himmelstraße nach Auschwitz marschierten. Eine Zeit, in der Väter in den Krieg ziehen mussten, weil sie ihre viel zu jungen Söhne nicht hergeben wollten. Eine Zeit, in der es schließlich furchtbare Bombennächte zu durchleben gab... Manches Mal jedoch entstehen durch die ungewöhnliche Erzählperspektive kleine skurrile Situationen, die mich als Leser schmunzeln ließen. Eine große Wärme und Hoffnung durchströmt diesen Roman von der ersten bis zur letzten Zeile.

Fazit: Markus Zusak hat mich mit diesem Roman schlichtweg umgehauen. Alle Protagonisten, allen voran Liesel, Rudi, Familie Hubermann, Max... sind mir unheimlich ans Herz gewachsen. Mit ganz viel Wärme und Liebe, aber auch Witz erzählt er in recht einfacher, schnörkelloser Sprache aus einer furchtbaren Zeit ohne den Blick auf die grausame Wahrheit zu verschleiern oder zu verharmlosen.  Ich bin begeistert und empfehle JEDEM, diesen Roman zu lesen!!!!

Kommentare

Naibenak korrigierte am 30. März 2014 um 11:31

Oh da ist mir ein fauxpas unterlaufen - sorry :( Die Judenmärsche gingen nicht nach Auschwitz!!! Sie gingen nach Dachau.