Rezension

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Unsympathische Ich-Erzählerin

Verletzung - Manuela Obermeier

Verletzung
von Manuela Obermeier

Hauptkommissarin Toni Stieglitz hat sich frisch von ihrem Freund Mike getrennt und ist vorübergehend in der "Pension Maria" untergekommen. Mike, ebenfalls Polizist, hat Toni über zwei Jahre lang geschlagen und soll auf keinen Fall herausfinden, wo sie ist. Toni wird von Panikattacken und ihrer Angst vor Mike verfolgt, jedoch sollen ihre Kollegen von all dem nichts mitbekommen und sie spielt nach außen hin die taffe Polizistin. Derzeit beschäftigt sie und ihr Team ein Mordfall, eine junge Frau wird auf den Stufen der Münchner St. Michaelskirche gefunden und ein weiterer Mord lässt nicht lange auf sich warten...

Ein Krimi, der mitten in der bayerischen Hauptstadt spielt. München wirkt als Kulisse des Ermittlerteams rund um Toni Stieglitz auf jeden Fall sehr gelungen. Die Schilderung der Ermittlungen und der Vorgänge im Präsidium wirkt sehr authentisch und auch der Mordfall an sich wirft einige Geheimnisse auf und ist spannend. Ich wäre nicht direkt von Anfang an darauf gekommen, wer der Mörder ist. Jedoch war die Nebenhandlung rund um Tonis Angst vor ihrem Exfreund oft auch so einnehmend, dass der Mordfall manchmal in den Hintergrund gerückt ist. Generell war es fas schon ein bisschen zu viel Handlung für das Buch und ich fand vor allem gegen Ende, dass Toni's Überwindung ihrer Angst vor Mike schon fast zu schnell ging, verglichen mit ihrem zuvor geschilderten Trauma. Mit der Ich-Erzählerin und Ermittlerin Toni Stieglitz konnte ich persönlich leider nicht so viel anfangen. Klar ist, dass sie durch das Trauma mit ihrem Exfreund schwer angeschlagen ist, jedoch war es mir teilweise echt schleierhaft, wieso es niemanden in ihrer Umgebung auffällt, wie schlecht es ihr tatsächlich geht. Ihre Angst und Panik war nachvollziehbar, jedoch konnte ich nicht verstehen, wieso sie in diesem Zustand noch arbeiten konnte und ihre Ausraster waren für mich nicht verständlich. Auch der Gegensatz zwischen einer von Angst erfüllten Frau und der starken Polizistin war für mich zu sprunghaft und teilweise fand ich es unsympathisch, wie sie sich ihren Kollegen gegenüber gegeben hat. Ihr Charakter an sich wirkte auf mich somit nicht schlüssig, genauso wie ihre Gedankengänge. Gelungen fand ich den Perspektivenwechsel zu den Mordopfern, jedoch dominierte die Ich-Erzählung von Toni den Schreibstil. Der Schreibstil war an manchen Stellen nicht ganz so flüssig und es gab ab und zu Wörter im Vokabular der Kommissarin, die ich ehrlich gesagt gar nicht kannte.