Rezension

Unter den Teppich gekehrt

Endlich zu fünft - Miina Supinen

Endlich zu fünft
von Miina Supinen

„Es war einmal eine Mutter…“ Wie ein Märchen beginnt Miina Supinens Roman, ein Märchen über die ebenso angesehene wie wohlhabende Familie Silolas. Vater Launa ist ein bekannter Komponist, Mutter Katriina macht Karriere im Bereich Wohndesign. Mit ihren drei Kindern, Astra, Silmu und Pelagia, dem beruflichen Erfolg und dem mondänen, teuren Haus am Meer sind sie  -  für ihre Umwelt  -  eine Vorzeigefamilie. Doch die märchenhafte, gutbürgerliche Fassade bekommt zahlreiche Risse. Astra sucht den Kick in diversen Sexpraktiken, ihr Bruder Silmu beim Body Building, und Pelagias Protest besteht darin, dass sie sich kontinuierlich im Kindergarten einnässt. Auch der Alkohol spielt eine Rolle. All diese Probleme werden zwar von Mutter Katriina wahrgenommen, aber „unter den Teppich gekehrt“, so, wie es schon ihre Mutter getan hat. Wie lange mag das gut gehen?

 

Mit ihrem lockeren, unverblümten Schreibstil und einer guten Portion hintergründigem Humor zieht die Autorin den Leser mitten hinein in die Privatsphäre der einzelnen Familienmitglieder; beinahe voyeuristisch erlebt er hier intime Situationen hautnah mit. Einerseits ist der Leser gefesselt von dieser ungewöhnlichen Familie und ihren Problemen, auf der anderen Seite ermöglicht Miina Supinens schnörkellose, sachliche Art es ihm aber auch, innerlich Distanz zu den Charakteren zu wahren. „Endlich zu fünft“ ist ein Roman mit ernstem Hintergrund, vielen Problemen und einigen Katastrophen, doch die Grundstimmung des Romans bleibt stets optimistisch.  Originell und unterhaltsam von Anfang an mit einer Spur Nachdenklichkeit!