Rezension

Unterhaltsam, feinfühlig, ehrlich...

Kummer aller Art -

Kummer aller Art
von Mariana Leky

Bewertet mit 4 Sternen

ACHTUNG: DIESE REZENSION BEZIEHT SICH AUF DIE GLEICHNAMIGE, UNGEKÜRZTE HÖRBUCHAUSGABE, DIE HIER LEIDER NICHT GELISTET IST!

»Alle wirken innerlich blitzblank, nur in unserem Inneren sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa«, denkt sich Kioskbesitzer Armin, als er vergeblich versucht, erfolgreich zu meditieren. Und auch im Inneren der anderen Figuren dieser literarischen Kolumnen herrscht Unordnung: Frau Wiese kann nicht mehr schlafen, Herr Pohl ist nachhaltig verzagt, Lisa hat ihren ersten Liebeskummer, Vadims Hände zittern, Frau Schwerter muss ganz dringend entspannen, ein trauriger Patient hat seine Herde verloren, und Psychoanalytiker Ulrich legt sich mit der Vergänglichkeit an. Kummer aller Art plagt die Menschen, die sich, mal besser, mal schlechter, durch den Alltag manövrieren. Aber der Kummer vereint sie auch, etwa, wenn auf Spaziergängen Probleme zwar nicht gelöst werden, aber zumindest mal an die Luft und ans Licht kommen. Klug, humorvoll und mit großem Sinn für Feinheiten und Absurditäten porträtiert Mariana Leky Lebenslagen von Menschen, denen es nicht an Zutraulichkeit mangelt, wohl aber am Mut zur Erkenntnis, dass man dem Leben nicht dauerhaft ausweichen kann. (Verlagsbeschreibung)

Ich war zugegebenermaßen erstaunt und anfangs auch ein wenig enttäuscht, als ich fesstellen musste, dass dies nicht etwa der neue Roman von Mariana Leky ist, sondern eine lose Sammlung von Kurzgeschichten. Doch bald schon merkte ich, dass diese Erzählungen zwar unabhängig voneinander stehen, aber dennoch durch die Ich-Erzählerin und die Verortung der Geschichten einen Zusammenhang erhalten. Die Verwandtschaft, Nachbarschaft, Hausgemeinschaft sind es, um die sich die Erzählungen drehen - und um die Ich-Erzählerin selbst. Einzelne Figuren tauchen wiederholt auf, und so wird zumindest ein gewisser Rahmen um die losen Geschichten gelegt. Erstmals erschienen diese Texte als Kolumnen in PSYCHOLOGIE HEUTE.

Was mir imponierte, war die feine Beobachtungsgabe Lekys auch für die kleinsten inneren Regungen, die verschiedensten Ängste, Kümmernisse, Probleme, die sie klar aber einfühlsam präsentiert ohne zu werten oder sich über Gefühle und Handlungen lustig zu machen, mögen sie auch noch so befremdlich erscheinen. Oftmals ist ein Augenzwinkern dabei - oder aber ein einfühlsames Gegenüber, das dem verunsicherten oder gequälten Menschen ein offenes Ohr leiht. Manches ist ganz interessant zu hören, anderes kommt einem vielleicht auch durchaus selbst bekannt vor. Aber man fühlt sich hier nicht ertappt, sondern sitzt nickend wissend da und denkt: ja, so was gibt's.

Nicht jede der Geschichten sprach mich gleichermaßen an, aber der unaufgeregte, bildhafte, sanfte Schreibstil und der angenehme Vortrag von Katharina Quast (ungekürzte Hörbuchausgabe: 4 Stunden und 5 Minuten) sorgten insgesamt für ein wohliges und unterhaltsames Hörerlebnis.

 

© Parden