Rezension

Verschwimmende Moral

Trophäe -

Trophäe
von Gaea Schoeters

Bewertet mit 4 Sternen

Dass dieses Buch die Gemüter spalten wird, ist spätestens nach Lesen des Klappentextes klar. Für mich hat die Autorin innerhalb kürzester Zeit so eine Sogwirkung entfalten können, dass ich mich gerne auf die "dunkle Seite der Macht" habe führen lassen.

Hunter White teilt seinen Namen mit einem berühmten Jäger, der bereits vor Generationen dafür gesorgt hat, dass das Nashorn in Afrika vor dem Aussterben steht. Und diesem Namensvetter eifert der extrem reiche Investor nun nach, nur dass er mittlerweile für den Abschuss wilder Tiere bezahlen muss. Nur die seltensten und größten oder gefährlichsten Tiere Afrikas dürfen es sein. Und was wird sich ein Mensch, der schon alles hat und jedes Tier getötet hat, als ultimatives Ziel aussuchen?

Gaea Shoeters erzählt die Geschichte aus Sicht dieses modernen Raubtiers und schafft es auf feinfühlige Art, dass die eigene Moral verschwimmt. So wie Hunter sich selbst von seiner Handlungsweise überzeugt, so führt er auch den Leser aufs dünne Eis und lässt ihn an seinen Moralvorstellungen zweifeln.

Zudem hat sie eine wirklich bildgewaltige Sprache, ohne übertrieben pompös zu wirken. Vor den Augen des Lesenden lässt sie das Land lebendig werden, seine Tierwelt und auch die verborgene Welt der indigenen Stämme Afrikas.

Während die erste Hälfte des Buches vermutlich noch jedermensch fesseln wird, so verliert die Autorin spätestens mit der Wendung in der MItte des Buches einen Teil ihrer Leserschaft. Denn Hunters Reaktion auf das unmoralische Angebot, seine Big Six voll zu machen, werden viele nicht akzeptieren und auch nicht lesen wollen.

Für mich hat Frau Shoeters eine feinfühlige Art gefunden, das Buch zu einem akzeptablen Ende zu führen und mich mit der Situation zu versöhnen. Das werden aber viele vermutlich nicht mer erleben, weil sie vorher kapitulieren (was auch vollkommen okay und verständlich ist).