Rezension

Viel Wissenswertes zur russischen Geschichte

Der Winterpalast - Eva Stachniak

Der Winterpalast
von Eva Stachniak

Bewertet mit 3 Sternen

Geheime Gänge, verdeckte Türen, dunkle Nischen: Als die Waise Varvara als Dienstmädchen in den Winterpalast kommt, lernt sie schnell, sich ihre Verschwiegenheit und ihren aufmerksamen Blick zunutze zu machen. Keine Intrige, die ihr entginge, kein Getuschel, das ihren Ohren verborgen bliebe. Schnell wird sie zu einer der wichtigsten „Spioninnen“ im Palast. Als die junge Sophie von Anhalt-Zerbst – die spätere Katharina die Große – an den Hof kommt und auf dem Weg zur Macht eine Verbündete braucht, wird Varvara ihre engste Vertraute. Schließlich erklimmt Katharina den Zarenthron – aus der unerfahrenen Fremden wird eine der mächtigsten Frauen ihrer Zeit. Eva Stachniaks opulenter Roman über die ungewöhnliche Freundschaft zweier Frauen führt den Leser in eine Welt, in der Leidenschaft und Vertraulichkeit auf Heimtücke und Verrat treffen – in die abgründig-geheimnisvolle Welt des russischen Zarenhofs, gehüllt in schweren Brokat und knisternde Seide.

Meine Meinung: 

Ich bin nicht so begeistert, aber auch nicht so enttäuscht wie viele andere, sondern liege genau in der Mitte. Ich finde den Hintergrund der Geschichte einfach total interessant. Kaiserin Elisabeth mit ihrem ganz eigenen Charakter, Katharina, Peter und die vielen Personen, die hier eine wichtige Rolle spielen, machen das ganze einfach spannend. Besonders toll finde ich, dass es die meisten Personen wirklich gab. Man kann die Personen bei Wikipedia nachschlagen und sogar einige Ereignisse im Buch wiederfinden. Ich finde auch, dass die Charaktere sehr realitätsnah wieder gegeben wurden, wenn man dem Internet Glauben schenken darf. 
Man sieht an solchen Dingen, dass ein Buch sehr gut recherchiert ist und die Autorin sich einfach extrem viel Mühe damit gegeben hat und einfach das Ziel hatte ihr Buch und die Geschichte authentisch zu schreiben.
Das finde ich sehr bemerkenswert. 
Außerdem finde ich die Sichtweise einer Spionin besonders gelungen und finde es toll, dass eben mal nicht aus der Sicht einer Kaiserin oder eeinem Dienstmädchen o.ä. geschrieben wird. Die Autorin verliert dazu nie den Fokus. Dieser liegt nämlich definitiv auf Warwara, auch wenn sie in der Geschichte Russlands und im Verlauf des Landes eigentlich keine Rolle spielt oder wirklich Macht ausübt. 
Es gibt aber natürlich auch Dinge, die mir nicht sonderlich gefallen. Insgesamt ist mir der Aufbau etwas zu trocken. Es gibt ganz ganz viele Beschreibungen und wenige Dialoge oder auch Gedankengänge. Man befindet sich zwar "in" Warwara, aber ich finde nicht, dass man durch ihre Gedanken einen richtigen Zugang zu ihr findet. Die wenigen Dialoge führen dann dazu, dass eigentlich alle Charaktere (außer die, die man detailliert bei Wikipedia nachschlagen kann :D) recht blass wirken und oberflächlich bleiben. Außerdem wird das Ganze dadurch natürlich etwas langatmig. Schade!

Ich habe inzwischen viel Schlechtes über den zweiten Band gehört und habe wirklich Angst mit diesem anzufangen. Aber mich interessiert es total, wie es mit Darja und auch Katharina weiter geht und deshalb werde ich den zweiten Teil auf jeden Fall lesen. 

Fazit: 
Ein toller historischer Roman über die Geschichte Russlands. Die Charaktere sind (wenn man dem Internet glauben kann) sehr nah an der Realität, was ich sehr bemerkenswert finde. Die außergewöhnliche Sicht einer Spionin ist ebenfalls gelungen. Leider ist die Geschichte oftmals langatmig, da wenige Dialoge vorhanden sind und dadurch viele Charaktere sehr blass bleiben. Ich vergebe mittelmäßige 3 Sterne!