Rezension

Viel zu gewöhnlich, der Sherlock

Young Sherlock Holmes 01. Der Tod liegt in der Luft - Andrew Lane

Young Sherlock Holmes 01. Der Tod liegt in der Luft
von Andrew Lane

Bewertet mit 2.5 Sternen

~~Seit Benedict Cumberbatch in der BBC-Serie so genial, so arrogant und doch so menschlich den Sherlock gegeben hat, bin ich doch mit dem Über-Detektiv etwas warm geworden. So warm und behaglich, dass ich durchaus an weiteren Geschichten der Figur (nicht zwangsweise an ihren Fällen) Interesse zeigte. Und so fiel mir Young Sherlock aus der Feder von A. Lane in die Finger und ich dachte, vielleicht finde ich auch da schon einen Hauch dieses kalt-rationalen, überheblichen und etwas soziopathischen Mannes in dem Jugendlichen.

Doch weit gefehlt. Was geboten wird, ist ein mäßiges, gewöhnliches  Jugendabenteuer, das leider nichts von dem zukünftigen Sherlock erahnen lässt, noch nicht einmal im Ansatz seine Intelligenz und später so meisterhafte Deduktion.

Sherlock muss seine Schulferien bei Onkel und Tante im abgelegenen Farnham verbringen. Leider erfahren wir über die beiden so gut wie nichts, sie sind und bleiben blass während der ganzen story und dienen lediglich dazu, Sherlock ein Haus zu bieten. Er könnte auch in einer Pension leben. Ihm wird jedoch ein Lehrer zur Seite gestellt, Mr. Crowe - und dieser ist dem erwachsenen Sherlock in seinem Verhalten und Vorgehen ähnlicher als der eigentliche Spross. Ich fand es sehr schade, bei Crowe Eigenheiten zu entdecken, die der erwachsene Sherlock zeigt; als hätte er nichts davon allein entwickelt und nur alles kopiert. Das nimmt dem genialen Detektiv viel an Originalität.

Ansonsten geht die Geschichte ihren gewohnten Gang bei Abenteuerbüchern: Held trifft auf Leiche, gerät in finstere Machenschaften und muss sich gegen einen Bösewicht zur Wehr setzen. Daneben geht es um Freundschaft, Vertrauen, erste Gefühle für Mädchen (das musste doch jetzt nicht sein, oder???), um das Sich-in-Gefah-Begeben und Sich-wieder-Herauswinden und um ein Happy End. Leider nichts besonderes.

Die Charaktere bleiben alesamt blass, leider auch Young Sherlock, der sich durch nichts von anderen Jungen in seinem Alter unterscheidet. Da hätte ich deutlich mehr Fingerspitzengefühl des Autors erwartet.

Auch kann sich der Leser nicht über Logiklöcher beklagen, vor allem zum Ende hin, als es dem Autor anscheinend vor allem um einen großen Krawumm-Showdown ging.

Potenzial verschenkt, definitiv kein All-Age-Abenteuer.

2 von 5 Sternen