Rezension

Vielschichtig und verschachtelt

Die Springflut - Rolf Börjlind, Cilla Börjlind

Die Springflut
von Rolf Börjlind Cilla Börjlind

Cilla und Rolf Börjlind haben sich in Schweden vor allem als Drehbuchschreiber einen Namen gemacht. So zeichnen sie unter anderem verantwortlich für die Arne Dahl-Reihe um die "A-Gruppe", die für mich mit das Beste ist, was ich in den letzten Jahren an skandinavischen Produktionen im TV gesehen habe. Entsprechend hoch waren natürlich meine Erwartungen an "Die Springflut", den ersten Kriminalroman, die diese beiden Autoren gemeinsam verfasst haben.

Worum geht es? Im Jahr 1987 wird eine junge Frau brutal ermordet. Der Täter überwältigt die Hochschwangere und gräbt sie im Ufersand soweit ein, dass nur noch deren Kopf zu sehen ist. Und dann lässt er die aufkommende Springflut sein Werk vollenden. Der Polizist Tom Stilton bearbeitet maßgeblich diesen Fall, kann ihn aber nicht aufklären und zerbricht fast an seinem Versagen. Stilton verschwindet von der Bildfläche, ohne eine Spur zu hinterlassen.

Das muss auch Olivia Rönning feststellen, eine junge Polizistin, die sich 2010 mit diesem alten Fall beschäftigt, an dessen Ermittlungen auch ihr inzwischen verstorbener Vater beteiligt war. Aber sie stellt bald fest, dass sie ohne die Hilfe des verschwundenen Kollegen nicht weiterkommt.

Zeitgleich dazu werden Obdachlose brutal in Serie überfallen, diese Übergriffe gefilmt und im Internet veröffentlicht. Wer ist zu solch menschenverachtenden Brutalität fähig? Und haben diese Vorfälle gar etwas mit den Ereignissen des Jahres 1987 zu tun?

"Die Springflut" ist ein komplex angelegter Kriminalroman, der zum einen durch die Vielzahl der Figuren als auch durch die kunstvoll ineinander verwobenen Handlungsfäden mit Sicherheit dem einen oder anderen Leser Probleme bereiten wird. Hier merkt man ganz deutlich, dass die Autoren gewohnt sind, üblicherweise für ein schauendes Publikum zu schreiben, dem Schnitte und Abwechslung geboten werden muss. Das erste Viertel der Geschichte sollte man deshalb konzentriert lesen, damit man den Überblick bekommt und behält.

Aber mich hat gerade diese Vielschichtigkeit ungeheuer fasziniert, diese Krimihandlung, die neben einer Lovestory auch noch eine Familiengeschichte in sich birgt und eher verhalten daherkommt. Aber hier wäre auch blindwütiger Aktionismus völlig fehl am Platz und würde nur die unterschwellig bedrohliche Atmosphäre stören, die die Autoren meisterhaft entwickeln und deren Spannung sich eher zögerlich, dafür aber umso intensiver entwickelt.

Wie der Klappentext des Buches verrät, ist "Die Springflut" der Auftakt einer neuen Krimireihe mit den beiden Ermittlern Olivia Rönning und Tom Stilton. Daraufhin habe ich nachgeforscht und festgestellt, dass im Original bereits der zweite Band erschienen ist. Ich freue mich schon darauf!

Kommentare

lila-luna-baer kommentierte am 10. Januar 2014 um 08:05

Das klingt ja toll. Da ich großer Fan von skandinavischen Krimis bin, werde ich dieses Buch auf jeden Fall auf meiner Wunschliste vermerken. Die Autoren kannte ich bisher noch nicht, aber meine Neugier ist geweckt. Danke schön :-)