Rezension

Vielversprechendes Buch an der Umsetzung gescheitert

Die Frau im hellblauen Kleid - Beate Maxian

Die Frau im hellblauen Kleid
von Beate Maxian

Bewertet mit 2 Sternen

Eine Familiengeschichte über vier Generationen, von Ur-Großmutter zur Enkelin, verwoben mit tiefen Geheimnissen, beginnend in Wien, als 1927 das Mädchen Käthe den Mut aufbrachte, sich ihren Traum zu erfüllen.

Es versprach eine spannende Familiengeschichte zu werden. Vier Frauen, die sich vom Schicksal, das der 2. Weltkrieg über sie gebracht hat, nicht von ihrem Weg haben abbringen lassen und letztendlich eine Schauspieler-Dynastie begründeten, wie es in Österreich vorher keine gegeben hat. Dabei kommt einiges ans Licht, das lange Zeit verborgen geblieben war.

Der Rahmen des Romans ist sehr gelungen. Leider schafft es Beate Maxian aber nicht, ihre Geschichte sprachlich so umzusetzten, das man von ihr durchweg gefesselt ist. Der Erzähl- und Schreibstil ist sehr unrund. Oftmals wunderte ich mich über holprige und flache Dialoge. Inhaltlich enthüllten sie ein großes Geheimnis, doch Beate Maxians Charaktere nahmen dies einfach an ohne eine gewichtige Emotionalität, dich ich von den Figuren zur jeweiligen Enthüllung erwartet hätte. Somit wuchs zunehmend meine Distanz zu den Protagonistinnen. Ich konnte nicht mit ihnen fühlen, "sah" ihnen lediglich kopfschüttelnd zu.

Das Beziehungs-Hin-und-Her von Sophie, der letzten in der Reihe der "Altmann-Frauen", das große Herzschmerzdrama und eine andauernde Sturheit ohne Einsicht, zerrte mehr und mehr an meinen Nerven. Die ständigen Wiederholungen zu Marianne, wie "Diva" und "betagte Dame", über die ich vermehrt stolperte, störten meinen Lesefluss. Ich hangelte mich von Kapitel zu Kapitel und freute mich immer auf ein Kapitel zur Vergangenheit, das über Käthe, die Ur-Großmutter, berichtete. Diese Rückblicke in die Vergangenheit waren es, die die Spannung aufrecht hielten und mich bis zum Ende haben durchhalten lassen.

Nach Beendigung der Lektüre denke ich, hätte sich die Autorin ausschließlich auf die historische Geschichte eingelassen, wäre ihr wahrscheinlich ein sehr guter Roman gelungen. Denn dieser Erzählstrang war gut recherchiert, mit einer wundervollen und für sich einnehmenden Protagonistin ausgearbeitet und einer Liebesgeschichte, die viel Potential gehabt hätte. So wäre auch der Konflikt mit und von Jakob, der Jude war, noch besser zur Geltung gekommen und es wären die Emotionen und Erwartungen des Lesers, die das wunderschöne Cover geweckt hatte, erfüllt worden.

Fazit:
Ein thematisch sehr interessantes Buch, mit einem tollen Handlungsumfeld, spannenden Geheimnissen und vielversprechenden Charakteren, das leider an der Umsetzung scheiterte.