Rezension

Vom Zauber des Glücks ...

Das Bild aus meinem Traum - Antoine Laurain

Das Bild aus meinem Traum
von Antoine Laurain

Bewertet mit 5 Sternen

Monsieur Pierre-Francois Chaumont ist Anwalt und das auch recht erfolgreich, jeden Tag kämpft er mit Patenten und Urheberrechten, aber seine wahre Leidenschaft gilt Antiquitäten. Er hat schon als kleiner Junge begeistert gesammelt, und als sein Onkel ihm gesagt hat, dass in alten Dingen die Seelen seiner Vorbesitzer weiter leben, war es endgültig um ihn geschehen. Nun steht er in seiner Mittagspause bei seinem Stammauktionshaus vor einem Porträt aus dem 18. Jahrhundert und kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Dieses Gemälde, das einen Mann mit gepuderter Perücke zeigt, sieht ihm zum Verwechseln ähnlich und er weiß, er muss es haben, komme, was wolle. Als er es stolz nach Hause trägt und seiner Frau zeigt, ist er total niedergeschlagen, als sie ihn nicht darauf erkennt. Kann das sein? Bildet er sich das ein? Chaumont fängt an zu recherchieren, denn irgendwoher muss das Bild ja kommen. Wird er es in Erfahrung bringen? Was wird es mit seinem Leben anstellen? Und welche Seele wird sich in diesem Porträt verbergen?

Endlich wieder was Neues von diesen Franzosen und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr mich das erfreut. Seine Geschichten sind nämlich immer was ganz Besonderes und wer denkt, dass auf den ersten Schein alles klar ist, der irrt sich bei ihm immer, irgendeine Pointe lässt er sich nämlich nie entgehen. So schlägt man sein neustes Werk mit einer unbändigen Freude auf, taucht sofort in die Welt dieses Anwalts ab und freut sich einfach diebisch, wie sich diese Figur noch drehen wird.

Pierre-Francois Chaumont wurde in eine gut situierte Familie hineingeboren, er besuchte ein Internat und an Selbstbewusstsein mangelte es ihm nie. Was er nicht so bekam, erkaufte er sich und wirkliches Glück, ist eh überbewertet. So ergab er sich schnell in seinem Beruf und in seiner Ehe, nur eine Leidenschaft ließ sich nicht ausblenden, nämlich die eines Sammlers. Schon früh hatte er sich des Sammelns erfreut und eine wahre Obsession entwickelt. Durch seinen Onkel hat die Liebe zu alten Dingen nochmals eine besondere Kehrtwendung bekommen, in dem er ihn sagte, das in alten Antiquitäten die Seelen seiner Vorbesitzer weiterlebten. Für Pierre-Francois gibt es nichts Wundervolleres als sich in diesen Dingen zu verlieren und besondere Schätze zu finden, das bereitet ihn immer große Freuden. Nur zu dumm, dass er seine Sammlung nicht präsentieren darf, sondern in seinem Arbeitszimmer einschließen muss, da seine Frau für diese Seite ihres Mannes kein Verständnis hat. So kommt es, dass er nach dem Erwerb des Porträts mit seiner Euphorie allein da steht. Unterdrückt und missverstanden fühlt er sich, seinen Leben einfach überdrüssig. Warum muss er sich in der modernen Welt um Dinge kümmern, die ihn nicht interessiert, warum hat er nicht das erlernt, wo er eh schon Experte drin ist. Verbissen klemmt er sich also, hinter dem Enträtseln seines Porträts und entdeckt ein neues Leben.

Mehr möchte ich nicht verraten, das tut ja leider schon der Klappentext vom Verlag, aber das schmälert nicht die Lesefreude. Jedes Wort und jeder Satz ist ein Genuss, die Beschreibungen von Dingen und Eindrücken sind punktgenau getroffen und lösen einfach eine große Begeisterung beim Lesen aus. Diesmal hat der Autor Antoine Laurain sich dem Glück verschrieben und wo es zu finden ist. Was man bereit ist dafür zu opfern und ob es sich überhaupt lohnt, es zu suchen. Dazu entführt er uns in die Welt der Snobs und gut Situierten, die manchmal ein bisschen hochtrabend daher kommen und doch auch nur nackt zur Welt kommen. Außerdem finde ich es immer ganz wunderbar, wie der Autor uns die moderne Welt präsentiert mit seinen Oberflächlichkeiten, schnell vergänglichen und total unnützen. Dagegen stellt er dann, Zeitloses, Wertvolles und natürlich Dinge, in denen Magie und Liebe stecken. Da ich auch ein Faible für Unvergängliches habe und mit alten schönen Dingen, auch was anfangen kann, hat er mit dieser Geschichte bei mir wieder Seiten anklingen lassen, die einfach gut tun und mir sehr große Freude bereitet haben. Und der Leser wird auch immer wieder überrascht, was seine Spezialität zu sein scheint, passt mal gut auf und vielleicht gibt es ja auch so einige wiedersehen aus seinen anderen Büchern.

Antoine Laurain ist ein ganz großer Erzählkünstler, er schafft es immer, ganz wunderbar und mit viel Raffinesse, uns in eine Zeit und seinen Raum hineinzuziehen und zu fesseln. Sein Hauptprotagonist, der zuerst kühl und etwas arrogant daher kommt, blüht auf und diese Veränderung ist einfach herrlich mitzuerleben. Diese Geschichte über Werte, Glück und den Wunsch, manchmal ein anderes Leben zuführen, ist ihn wieder gelungen. Von mir eine klare Leseempfehlung.