Rezension

Wahnsinnig positive Überraschung

Aus dem Leben eines Teufels
von Andreas Herteux

Bewertet mit 5 Sternen

In der Hölle ist es doch sehr menschlich. Zumindest wenn es um die soziale Ordnung geht. Hier erleben wir einen Teufel, der gerne nach oben möchte. Dafür gibt es kaum Wege. Einer davon ist es, ein "Unterhalter" zu werden, der die Artgenossen mit gesammelten Geschichten aus der Menschenwelt bespaßt. Soweit ist unser Protagonist aber noch lange nicht, denn erst muss er vor einer Prüfungskommission sein Gesellstück, d.h. seine Arbeitsproben präsentieren. Das macht er in mehreren Episoden (eine lange, drei kurze), die immer wieder durch die Prüfungssituation umrahmt und unterbrochen werden. 

Eines vorweg. Die Idee ist einfach nur toll und die Umsetzung hat mich begeistert, obwohl der Protagonist alles andere als sympathisch ist. Der Leser wird unmittelbar in die Prüfungssituation geworfen. Erst nach und nach erfährt er mehr von der Struktur der Hölle und über die Person selbst. Genau richtig gemacht. In den einzelnen Episoden verändert der Teufel auf Erden die Spielregeln und beobachtet was passiert. Den größten Raum nimmt die Geschichte über einen Studenen ein, der die Zeit anhalten kann (ca. 1/2 des Buches), der Rest sind kürzere, teilweise sehr schöne Geschichte, die das Ganze abrunden. Dabei soll der letzte Satz nicht täuschen, denn es geht teilweise (sehr oft sogar) sehr brutal zu, denn Mitleid kennt der Teufel mit seinen Opfern nicht. Aber wer ist schuld? Der, der die Menschen verführt, oder der Mensch, der nichts aus der Situation macht? 

Alle auftretenden Charaktere sind fein gezeichnet. Man mag sie aber nicht unbedingt, will aber trotzdem wissen, wie es weitergeht. Die Sprache würde ich als gehoben bezeichen. Der Teufel ist zynisch, bissig und genau so, wie man ihn eigentlich will. Seine Charakterentwicklung ist logisch und nachvollziehbar und ich bin heilfroh, dass mir nicht plötzlich irgendein mitleidiges und winselnder Schlappschwanz präsentiert wurde. Man denkt erst, er wäre Opfer der Umstände. Ist er aber nicht. Der Anspruch selbst ist sehr hoch, was aber daran liegt, dass es unheimlich viele Anspielungen und Gesellschaftskritik zwischen den Zeilen gibt. Übersieht man sie, ist das Buch immer noch wahnsinnig unterhaltsam und atmosphärisch, aber es geht was verloren. 

Fazit: Ein famosen Buch