Rezension

Wahre Verbrechen 8 - Deutschland 3

True Crime Deutschland 3 -

True Crime Deutschland 3
von Adrian Langenscheid

Bewertet mit 5 Sternen

2019 erschien das Erstlingswerk von Adrian Langenscheid „True Crime Deutschland“ und erstürmte aus dem Nichts die Siegertreppchen der genrerelevanten Kategorien. Knapp 2 Jahre und 7 Bücher später ist Langenscheid einer der bekanntesten True Crime-Autoren Deutschlands. Für das achte Werk seiner Erfolgsserie recherchierte der Bestsellerautor aufs Neue einige der spektakulärsten deutschen Kriminalfälle der letzten Jahrzehnte. Dabei ist ein atemberaubendes, zutiefst erschütterndes Portrait menschlicher Abgründe entstanden, das gerade wegen seiner kühlen, sachlich-neutralen Schilderungen gewaltige Emotionen weckt. Diese ergreifende Sammlung von Berichten über Mord, Totschlag, Entführung, Missbrauch, Diebstahl und Betrug wird Sie an die Grenzen des Erträglichen führen. Sind darin nicht „Menschen wie Du und Ich“ zu finden; Menschen, deren Leben aufgrund tragischer Umstände nicht mehr das ist, was es zuvor war. Mit Sachverstand und exzellentem Kopfkino fasst der Experte für wahre Verbrechen in Zusammenarbeit mit Thrillerautor Benjamin Rickert die wichtigsten Erkenntnisse aus Gerichtsverhandlungen, Akten, psychologischen Gutachten, Verhören und Ermittlungsprotokollen in seinen ereignisreichen Erzählungen zusammen. Gefesselt, fassungslos, verblüfft und zu Tränen gerührt werden Sie alles in Frage stellen, was Sie über die menschliche Natur zu wissen glauben. Echte Kriminalfälle, wahre Verbrechen und somit die volle Wucht der Realität schlagen Ihnen in zehn detaillierten, bekannten und unbekannten Fallschilderungen entgegen!

Der Autor entführt uns in seinem 8. Buch über wahre Verbrechen diesmal zum 3. Mal nach Deutschland.

Das Cover des Buches passt natürlich perfekt zum Buch, ebenso wie zur bisherigen Reihe und ist ein echter Hingucker.

Auch hier sind die Fälle wie gewohnt hervorragend recherchiert.

Gladbeck, Oktoberfest 1980, Marianne Bachmaier, der Bankierssohn Jakob Metzler oder der bis heute ungeklärte Mord an Tristan Brübach sind nur einige der Fälle die uns im dritten Band erwarten.

Trotz des doch eher nüchternen Schreibstils kommen aber aufgrund der Fälle und deren Beschreibung Emotionen beim Lesen hoch.

Der Autor beschäftigt sich in den meisten Fällen um Täter und Opfer gleichermaßen. Auch das Motiv nimmt eine wichtige Rolle ein, ebenso das Gerichtsurteil und auch ein kurzer Blick in die Gegenwart wird wieder gemacht.

Und die Fälle sind zum Großteil wirklich schockierend, und das aus verschiedenen Gründen.

Die Länge jeden Falles sind genau richtig, sodass der Fall hinreichend erörtert wird. Dadurch ist auch die Spannung hochgehalten.

Das Einzige was ich wieder beanstanden muss, sind fehlende Fotos. Da bleibt einem nur, dass man dann die Bilder googelt. Dies ist ein Versäumnis, das - hoffentlich in noch vielen Fortsetzungen - behoben wird. Denn mit Bildern wäre das ganze Buch noch besser. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch sicher mit den Rechten diesbezüglich teilweise schwierig,

Auf der anderen Seite lädt aber das Buch auch deswegen dazu ein einfach weiterzugooglen.

Viele Fälle waren mir bekannt, die auch in Österreich sehr medienpräsent waren.

Besonders das ungeklärte Verbrechen an Tristan, das mir bisher nicht so bekannt war, lädt zu weiterer Recherche ein. Denn gerade in diesem Fall gibt es auch viele Hypothesen und wie mir nach Internetrecherche auffiel doch auch einige Ungereimtheiten und auch möglicherweise Ermittlungsfehler und falsche Zeugenaussagen. Und da das Opfer ein Kind war, macht das ganze noch schockierender und man hofft (auch wenn die Hoffnung mittlerweile gering ist), dass der Täter doch noch gefasst werden kann.

Im Internet gibt es seriöse Quellen, aber auch Seiten mit absurden Theorien Es bleiben für mich viele ungelöste Fragen zurück.

- Ging Tristan eigentlich zum Arzt? Scheinbar ja nicht. Dann müssten die Rückenschmerzen aber eine Ausrede gewesen sein oder jemand hat ihn davon abgehalten.

- Wurde bei der Obduktion eine Ursache für diese Rückenschmerzen gefunden? V.a. da ja die Herkunft der Rückenschmerzen scheinbar auch gelogen war.

- Warum hat der Täter aufgehört? Es sieht für mich nicht nach einer einmaligen Tat aus. Gefängnis fällt wegen der Fingerabrücke aus, also Mord, Selbstmord oder hat er sein Vorgehen und möglicherweise den Ort gewechselt. Zudem gab/gibt es in Höchst ja auch eine psychiatrische Klinik.

- Wenn die Geschichte beim Anwalt stimmt, also was der Zopfmann sagte, dann müssten nach einem Gefängnisaufenthalt doch seine Fingerabdrücke gespeichert sein.

- Warum wurde das Phantombild erst so spät veröffentlicht? Zudem scheint die Narbe ja nur von der Beschreibung der Anwaltsgehilfinnen zu kommen, alle anderen konnten sie wohl nicht sehen.

- Der Anruf des angeblichen Täters: Die Identifizierung, auch wenn es nicht der Täter war, wäre wichtig, warum wurde er nur kurz danach öffentlich gemacht und kam dann von der BKA-Seite? Zudem spricht der Täter Tristan wie Tristian aus.

- Im Buch nicht erwähnt wird z.B. dass Tristan am Bahnhof noch einen Anruf tätigte (sieht man auf Überwachungsbändern) um ca. 13 Uhr 45. Telefonierte er da mit seinem Vater oder mit wem sonst? Sein Vater wollte dazu keine Angaben machen.

- Wenn Tristan um 13 Uhr 45 telefonierte, wie kann ihn Boris um 14 Uhr 20 im Bus gesehen haben? Fuhr er soviel herum oder stimmt die Aussage von Boris nicht (zumindest bzgl. der Zeit)?

- Die 2 Ausländer, die die Hundebesitzerin gesehen hat: Warum wurde nicht nach ihnen gefahndet? Es könnten zumindest Zeugen sein, wenn sie nicht mit dem Tod zusammenhängen.

- Auch wird in deinem Bericht nur angedeutet, dass Tristan ein "Street life" lebte, das heißt dass er (lt. bestätigter Aussagen) teilweise für einige Nächte nicht nach Hause kam.

- Welche Privatperson stellte die 80000 Euro Belohnung aus? Von den Angehörigen wohl keiner.

- Hat den Rucksack vielleicht zwischenzeitlich jemand anderer genutzt? V.a. da der Zopfmann scheinbar ohne Rucksack ging (lt. Zeugin)

- Warum hat Tristan seinen Vater von einer Telefonzelle angerufen und nicht vom hauseigenen Festnetz?

- Wenn so viele den Zopfmann gesehen haben, warum kennt ihn keiner oder hat keiner Tristan gefragt, wenn man ihn mit ihm sah?

- Die Schändung des Grabes muss meiner Meinung nicht unbedingt vom Täter vorgenommen worden sein.

- Zum Schluss wird über Fey den ermittelnden Beamten berichtet, ob er noch immer dran ist oder schon in Pension?

- Lt. Aussage einer Lehrerin war Tristan "ein hübscher Junge, der von Erwachsenen geliebt wurde" - so eine Aussage klingt für mich verdächtig, nach Kinderstrich oder Pädophilen-Netzwerk.

Wie gesagt: Viele ungeklärte Fragen.

Dieser Fall hat mich besonders berührt, und gerade weil er ungeklärt ist, wollte ich hier in der Rezension nochmal einige Fragen aufwerfen. Nichtsdestotrotz war jeder Fall für sich absolut lesenswert.

Fazit: True Crime in Bestform. 5 von 5 Sternen