Rezension

Was hätte sein können, wenn alles anders gekommen wäre

Ein Festtag - Graham Swift

Ein Festtag
von Graham Swift

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist ein wundervoller Frühlingstag im März 1924. In der englischen Grafschaft Berkshire, Mothering Day, Muttertag. Die Nachwehen des ersten Weltkrieges sind noch zu spüren, so viele Söhne sind nicht aus dem Krieg heimgekehrt. Drei benachbarte Ehepaare treffen sich zum Lunch, dem Personal haben sie alle freigegeben. Und so kann Jane Fairchild, das Dienstmädchen der Nivens, zum ersten Mal durch die Vordertüre eintreten, wenn sie sich mit Paul, dem einzig verblieben Sohn der Sheringhams trifft. Es wird das letzte Mal sein, dass Jane Pauls kluge Freundin und Geliebte sein kann. Denn Paul soll Emma heiraten. Nach dem Liebesakt mit Jane wird Paul sich auf den Weg machen, Emma zu treffen.

Was hätte sein können, wenn alles anders gekommen wäre: Zentrum des Romans ist die Episode an diesem Muttertag 1924, um das sich Janes Lebensgeschichte wie konzentrische Kreise bewegt. Jane, das Waisenkind, der Findling, das Dienstmädchen ohne Familie, ohne Abstammung, das unbeschriebene Blatt, wird nahezu 100 Jahre leben Ein einziger Tag, dieser Festtag, als Jane mit Paul ein letztes Mal zusammen war, dieser Tag hat Janes Leben geändert, hat sie zu der Schriftstellerin gemacht, die sie später wurde. Jane Fairchild wurde Geschichtenerzählerin, unverblümter Geschichten sogar, doch eine, diese eine Geschichte hat sie nie erzählt.

Graham Swifts „Mothering Day“-  wie Ein Festtag im Original heißt und den ich wesentlich passender finde – ist ein Roman von  schlichter Brillanz. Es ist keine Liebesgeschichte, keine romantische schon gar keine erotische. Es ist eine Geschichte über die Liebe zur Literatur, zur Sprache, zum Erzählen.