Rezension

Wenn Buchliebe trotz Kontaktverlust verbindet

Die Buchhandlung in der Baker Street -

Die Buchhandlung in der Baker Street
von Sarah Jio

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Geschichte wird abwechselnd aus Valentinas Sicht in den Jahren 2013 und 2014 und der Sicht ihrer Mutter Eloise im Zeitraum 1968 bis 2013 erzählt. Die Zeitsprünge brachten Abwechslung in das Buch und störten mich in keiner Weise. Durch die beiden Sichtweisen wurde das Buch nahbarer und nachvollziehbarer. Der Schreibstil ist flüssig und macht das Lesen angenehm.
Primrose Hill erschien mir als Wohlfühlviertel, in dem Nachbarschaft und Freundschaft großgeschrieben wird. Die Figuren fand ich interessant und vielseitig gestaltet: Emotional, flippig, durchsetzungsstark, charmant, berechnend - es ist alles vertreten. Mir hat gut gefallen, dass die Figuren unterschiedlich ausfielen und nicht als perfekt dargestellt wurden.
Einzelne Kapitel aus Franks Sicht hätte ich interessant gefunden, denn zu seiner Person und seinen Beweggründen hätte ich gerne mehr erfahren. Den tatsächlich geschriebenen Teil mochte ich, allerdings blieb in der Geschichte für mich bei Frank eine Hintergrundlücke. Die dadurch zurückbleibenden ungekärten Punkte fand ich schade. Die meisten anderen Fragen wurden jedoch beantwortet, darunter Eloises Verschwinden (aus Eloises Sicht genau geschildert und aus Valentinas Sicht in Rückblicken).
Das Ende fand ich gelungen, in den letzten Kapiteln häufen sich allerdings die Zufälle. Manche davon hätten nicht sein müssen, da sie zu konstruiert wirken. Während sich das Buch zuerst Zeit lässt, fühlt sich der Abschluss dicht gedrängt an.

Von einer genaueren Ausarbeitung der Figur Frank und etwas mehr Tiefgang hätte die Geschichte meiner Ansicht nach profitiert und mir noch besser gefallen. Nachdem das familiäre Verlassenwerden ein emotionales Thema ist, hatte ich auf einen noch ausführlicheren Einblick gehofft. Insgesamt fand ich das Buch schön zu lesen, mir fehlt jedoch ein Teil der Hintergründe. Eloises Verschwinden als Hauptpunkt wird beantwortet und der Leseaspekt ist gut dargestellt. Wer Bücher mit Buch- und Lesethemen sowie familiengeschichtlichen Aspekten mag, könnte auch dieses Buch interessant finden.