Rezension

Wenn ich groß bin, haue ich ab

Der Rumtreiber - Karsten Berndt

Der Rumtreiber
von Karsten Berndt

Bewertet mit 3.5 Sternen

Bei diesem Buch handelt es sich um die Biografie des Autors, der über die Zeit seiner Kindheit, Jugend und seines jungen Erwachsenenlebens erzählt. Aufgewachsen ist er mit vier Geschwistern im Prenzlauer Berg in Ost-Berlin. Seine Eltern kümmern sich wenig um ihn. Er wird zum Rumtreiber. Der Mangel an Gütern des täglichen Bedarfs bringt ihn zum Klauen. Frühzeitig fasst er den Entschluss, in den Westen zu flüchten, was ihm, gerade volljährig geworden, völlig planlos tatsächlich gelingt. In West-Berlin macht er sich mit der Fluchthilfe vertraut und schleust DDR-Bürger in den Westen ein. Das Heimweh treibt ihn mit einem gefälschten Pass immer wieder nach Ost-Berlin. Auf einer Heimfahrt als Transitreisender wird er von der Staatssicherheit aufgegriffen, nachdem er zuvor von einem in der DDR lebenden Freund verraten wurde. Das Gerichtsurteil lautet auf 12 Jahre Haft. Davon verbüßt er 27 Monate in Bautzen, bis ihn die Bundesrepublik freikauft.

 

Viele Dinge, die in dem Buch beschrieben werden, kennt ein in Westdeutschland Aufgewachsener wie ich spätestens seit der Wiedervereinigung schon. Dennoch war ich beim Lesen aufs Neue gefesselt davon, wie anders als im Westen doch ein Jugendlicher in der DDR aufgewachsen ist. Hierzu gibt es viele interessante Informationen eines Insiders, und wenn es nur um Kleinigkeiten geht wie die Begierde nach Levis-Jeans, Firmung, Priorität des Sports. Die ganze Schilderung ist sehr realistisch, wozu auch beiträgt, dass der Autor seinen eigenen Werdegang so schonungslos offenbart und seine diversen kriminellen Machenschaften nicht schön redet.

 

Das Buch leistet einen wichtigen geschichtlichen Beitrag.