Rezension

Wenn Städte in die Lüfte gehen, muss das gut begründet sein

Mortal Engines 1 - Philip Reeve

Mortal Engines 1
von Philip Reeve

Die Idee hat Potenzial, leider kommt die Story da nicht mit.

Mortal Engines wurde ebenfalls zur Urlaubslektüre auserkoren und schien von der Thematik her eine kurzweilige spannende Sache zu werden. Aufmerksam bin ich auf die Reihe durch den Filmtrailer geworden, denn Peter Jackson hat den ersten Teil im vergangenen Jahr auf die Leinwand gebracht. Ich habe es zwar nicht in den Film geschafft, mir dafür aber zeitnah das Buch besorgt. Denn die Mischung aus Fantasy und Steam-Punk-Elementen ist auf Anhieb schon sehr ansprechend, sodass ich auf eine faszinierende Geschichte in Jules-Vern’scher Tradition hoffte. Vermutlich habe ich damit die Messlatte sehr hoch angesetzt, denn diesen großen Fußstapfen wird Autor Philip Reeves leider nicht gerecht.

 

Wobei die Idee, die hinter seinen Romanen steckt, schon ziemlich abgefahren ist. Städte, die sich mittels komplizierter Technik in die Lüfte erheben und jederzeit dorthin ziehen können, wo gerade die besten Rohstoffe zu bekommen sind. Allerdings bedeutet das in diesem Fall konkret, dass die Rohstoffe aus anderen, kleineren Städten gewonnen werden, die von den großen Städten einfach aufgefressen werden, ohne Rücksicht auf Verluste. Begründet wird dies im Roman mit dem sogenannten „Städtedarwinismus“, der ganz in der Tradition von Darwins Evolutionstheorie besagt, dass der Stärkere den Schwächeren frisst. Was mir bei diesem verrückten Gedankenkonstrukt leider gefehlt hat, war eine plausible Erklärung, warum dieser „Städtedarwinismus“ überhaupt entstanden ist und welche Notwendigkeit die Städte dazu getrieben hat, diesen immensen maschinellen Aufwand zu betreiben, um sie in die Lüfte zu erheben. Für meinen Geschmack werden diese Dinge zu sehr als gegeben erachtet. Klar hat fantastische Literatur immer ein eigenes Werstesystem und eigene Regeln, nach denen die jeweils erschaffene Welt funktioniert. Wenn jedoch eine Geschichte als langfristige Konsequenz aus unserer heutigen Realität daherkommt, erwarte ich schon eine plausible Erklärung, warum sich alles so entwickelt hat. Das Fehlen einer solchen hat in diesem Fall leider dazu geführt, dass ich dem Roman nicht so viel abgewinnen konnte. Hinzu kam eine Handlung, die mich nur bedingt gefesselt hat, weswegen ich tatsächlich keine Ambitionen habe, die nächsten Teile zu lesen.

 

Fazit: Eine faszinierende Idee, die an ihrer dünnen und wenig plausiblen Erklärung krankt. Zusammen mit der doch sehr mittelmäßigen Story, komme ich gerade einmal mit viel Goodwill auf drei Sterne.