Rezension

Wer resigniert stirbt

Ein Diktator zum Dessert
von Franz-Olivier Giesbert

Bewertet mit 4.5 Sternen

In "Ein Diktator zum Dessert" lesen wir eine außergewöhnliche Lebensgeschichte, die angefüllt ist voll Wut, Trauer und Rachegedanken. Wir tauchen ein in das Weltgeschehen des 20. Jahrhunderts, welches manchmal erbost und regelrecht sprachlos macht. Unsere Protagonistin Rose hat echten Biss und egal, was sie erlebt oder was ihr genommen wird, bleibt sie nicht am Boden, sondern steht auf und fängt einfach neu an. Rose ist sehr lebensbejahend und eine starke Persönlichkeit. Auch wenn "Ein Diktator zum Dessert" sehr viel Geschichtliches beinhaltet, ist die Story nicht einen Moment langweilig oder oberflächlich. Sie entführt uns in ein Leben, welches mitunter auch in Ausnahmesituationen bestehen muss. Jemand anderes als Rose wäre vielleicht an den Erlebnissen zerbrochen, die als Armenierin beginnen und in China im Mao Regime enden. Immer mehr Menschen werden als Verlust beklagt.

Einen großen Teil der Story nimmt das Nazi Deutschland ein und ich vermute, dass wir Himmler, Goebbels und Hitler noch nie so erlebt haben oder habt ihr gewusst, dass Hitler sehr unangenehm aus dem Mund gerochen hat? Vielleicht ist das eine oder andere Fiktion, denn ein Hitler der kein Fleisch ist, weil ihm die Tiere leid tun, kann doch niemand ernst nehmen. Ein arisches Volk zu erschaffen, ist ihm immerhin sehr leicht gefallen. Ob wirklich Syphilis an seinem Größenwahn Schuld war?

"Ein Diktator zum Dessert" hat echten Biss, was tatsächlich an einer herausragenden Protagonistin liegen muss, denn Rose lenkt die Story immer wieder in die richtige Richtung, um uns weiterhin zu unterhalten oder uns unsere Hände über den Kopf zusammenzuschlagen lässt, da die Frage vermehrt auftritt, wann Roses Leiden endlich ein Ende findet. Ich wäre schon längst zusammengebrochen und hätte resigniert. Rose fängt immer wieder neu an und ich frage mich, woher sie die Kraft nimmt. Rose erlebt einige Genozide und erfährt dadurch einiges an Verlusten. Die Menschen die sie betrauern muss, mehren sich und führen dazu, sich neuem zu öffnen oder in neuer Umgebung weiterzumachen. Rose entwickelt sich also auch zur Weltenbummlerin und nimmt uns auf diese kurzen oder längeren Expeditionen mit. Rose lernt sich anzupassen und zeigt eigentlich nur selten ihr wahres Gesicht.

Rose trifft in ihrem aufregenden Leben auf Persönlichkeiten wie Hitler, Himmler, Stalin, Mao und Satre, dies fand ich zwischendurch doch etwas dick aufgetragen, dennoch haucht Rose diesen Männern echtes Leben ein allein durch die Begegnungen mit ihnen. Wenn ich die sexuelle Seite von Rose betrachte, ist ihre Sexualität meiner Meinung nach etwas zu ausgeprägt und mitunter auch unnötig. Selbst im Alter von 105 Jahren ist diese noch vorhanden und erscheint mir leider dadurch unglaubwürdig. Rose ist allerdings anders als andere Frauen in ihrem Alter und vielleicht sollte ich es schon alleine deshalb nicht in Frage stellen? Essen, Sex und Rache sind die drei Hauptfaktoren im Leben der Rose, die im Verlauf der Story mehrfach ihren Nachnamen wechselt. Rose ist absolut wandlungsfähig und brilliert dadurch komplett.

Die Sprache des Buches ist deutlich und mitunter führen die kurzen und knackigen Kapitel dazu, immer mehr und mehr lesen zu wollen. Viel Handlung, viele Schauplätze und Personen bieten jede Menge Raum für Spekulationen, die sich dann doch zerschlagen. Nicht einen Moment ist "Ein Diktator zum Dessert"vorhersehbar.

Fazit: "Ein Diktator zum Dessert" nimmt uns mit in eine außergewöhnliche Lebensgeschichte. Rose kennen zu lernen war definitiv eine Bereicherung, auch wenn dieses und jenes unglaubwürdig und zu dick aufgetragen erschien. Im Gesamtpaket ein Roman, der auf der einen Seite erschüttert, auf der anderen Seite köstlich amüsieren kann. Ein Glossar und einige Rezepte runden das Buch ab und finden so einen guten Abschluss für ein wirklich außergewöhnliches Buch. Der Autor nutzte einiges an Spannung, um mich letztendlich begeistern zu können.