Rezension

Wer tötete Santa?

Rumkugeln bis zum Tod
von Dani Baker

Bewertet mit 5 Sternen

„...Probleme mit Geld sind besser als Probleme ohne Geld...“

 

In Kitchener ist Weihnachtsmarkt nach deutschem Vorbild. Das sollte man aber nicht zu wörtlich nehmen, denn als spezielles Gericht wird Bratwurst mit kaltem Sauerkraut angeboten. Linn aus dem Cafè „Hansel & Pretzel“ bringt dem Weihnachtsmann Hank Myers Kaffee und Rumkugeln. Der aber hat ein Messer im Rücken und kann die Köstlichkeiten nicht mehr würdigen..

Die Autorin hat einen spannenden Weihnachtskrimi geschrieben. Es geht nicht nur um die Aufklärung eines Mordfalles, auch regionale Besonderheiten werden gekonnt in die Geschichte integriert.

Linn arbeitet in einer deutschen Bäckerei. Es ist das zweite Mal, dass sie über eine Leiche stolpert. Wegen der Ermittlungen hat Inspektor Bas van der Groot keine Zeit für ein Treffen mit Linn. Sie aber hat einen Blick auf den blonden Hünen geworfen.

Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Linn stammt aus Deutschland. Dadurch fallen ihr die Unterschiede in den Weihnachtsbräuchen beider Länder besonders auf. Sie lebt zusammen mit dem Russen Igor, dem Kandier Kyle und Bryan, deren Familie zu den Mennoniten gehört, in einer WG. Über die Eigenheiten jedes Einzelnen werden ich sehr gut informiert. Die Vier haben viel Spaß miteinander. Außerdem erhalte ich durch Igor einen Einblick in die russische Küche, denn er ist meist der Koch des Quartetts.

Die Geschichte durchzieht ein feiner Humor, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Ist das der Grund, wieso sie nichts von Winterreifen halten und sich stattdessen wundern, wenn sie bei Eis und Schnee mit ihren Sommerreifen regelmäßig im Graben landen?...“

Es stammt von Linn und fällt nach einer Diskussion über das Winterwetter in Kitchener.

Linns tiefere Gedanken werden durch Engelchen und Teufelchen ausgedrückt, die unsichtbar auf ihren Schultern sitzen. Das Eingangszitat stammt logischerweise von Teufelchens spitzer Zunge. Ich mag die beiden.

Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig. Obwohl Bas Linn auffordert, die Finger von dem Fall zu lassen, hört sie im Cafè dies und das, macht sich ihre eigenen Gedanken und stellt die richtigen Fragen. Allerdings bringt jede Antwort eher Verwirrung als Klarheit. Einerseits war Hank wegen seines vielfältigen gesellschaftlichen Einsatzes beliebt, andererseits scheint er doch ein paar Leichen im Keller zu haben. Plötzlich führt die Spur weit in die Vergangenheit.

Natürlich lässt mich die Autorin gekonnt alle Irr- und Umwege mitgehen, um mir dann am Ende geschickt ihren Täter zu servieren.

Gut gefallen hat mir, dass während der Handlung auch brisante Probleme der Gegenwart angesprochen werden. Dazu gehört die kanadische Einwanderungspolitik. So wurde ein Kongolese abgewiesen, weil er Diabetiker ist.

Zwischen den Kapiteln sind ab und an Rezepte von Dingen abgedruckt, die vorher im Cafè oder in der WG serviert wurden.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie zeichnet sich nicht nur durch eine fesselnde Handlung und verwirrende Ermittlungen aus, sondern zeigt ebenfalls das vielschichtige Leben in Kanada.