Rezension

Wie ein Leben auf die schiefe Bahn geraten kann

Alles wird unsichtbar - Gerry Hadden

Alles wird unsichtbar
von Gerry Hadden

Bewertet mit 4 Sternen

„Alles wird unsichtbar“ von Gerry Hadden ist keine leichte Kost, sondern eine anspruchsvolle Lektüre und ein Roman, der durchaus polarisieren kann. Ich jedenfalls empfinde das Buch als lesenswert.

Milano wächst in der Bronx der 1970er-Jahre auf. Er wurde von afro-kubanischen Eltern adoptiert und ist das einzige spanischsprechende weiße Kind in der Nachbarschaft. Aber es geht dem Fünfjährigen gut – bis zum schicksalhaften Autounfall. Im Krankenhaus muss er feststellen, dass sein linker Arm unsichtbar geworden ist. Was Phantomschmerzen sind, begreift er erst nach und nach: als seine Mutter Miriam stirbt und sein Vater ihn wie Luft behandelt. Sein Leben wird zu einer Abwärtsspirale, bis er im Jugendknast landet. Aber er hält eine zweite Chance.

„Alles wird unsichtbar“ ist der Debütroman von Gerry Hadden.

Meine Meinung:
Der Roman gliedert sich in drei Teile und 30 Kapitel. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Milano. Ungewöhnlich ist die Erzählstruktur: Neben dem Geschehen in den 1980er-Jahren gibt es immer wieder Rückblenden in die 1970er-Jahre. Zudem spielt die Handlung an mehreren Orten und sogar in unterschiedlichen Ländern. Daher braucht es etwas, um sich in die Geschichte einzufinden. Allerdings sorgen die Sprünge zwischen den Ebenen auch für Abwechslung und Dynamik.

Von der Masse hebt sich auch der Schreibstil ab. Der Roman enthält viel wörtliche Rede. Und trotz der eher sachlichen, schnörkellosen, zum Teil auch etwas derben Sprache gelingt es, Emotionalität zu erzeugen und die Gefühle Milos gut zu vermitteln.

Hauptprotagonist Milano ist ein sehr spezieller Charakter, der größtenteils authentisch auf mich wirkte. Es war interessant, seine Entwicklung zu verfolgen.

Inhaltlich verbindet der Roman viele ernste Themen. Die Geschichte erhielt dadurch Tiefe und konnte mich zum Nachdenken bringen. Leider hat die Handlung in ihrem späteren Verlauf etwas an Glaubwürdigkeit eingebüßt, weil ich einige Episoden als etwas überzogen empfand. Im Großen und Ganzen konnte mich die Geschichte jedoch berühren.

Nicht nur das Buch an sich ist ungewöhnlich, sondern auch dessen Gestaltung. Der Kartoneinband mit Leinenrücken sticht in der Buchhandlung sicherlich hervor. Das Cover selbst ist zwar thematisch passend, trifft allerdings nicht so ganz meinen persönlichen Geschmack.

Mein Fazit:
„Alles wird unsichtbar“ von Gerry Hadden ist keine leichte Kost, sondern eine anspruchsvolle Lektüre und ein Roman, der durchaus polarisieren kann. Ich jedenfalls empfinde das Buch als lesenswert.